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Allen, Labours neue Hoffnung

Von Alexander U. Mathé

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Der britische Labour-Chef Ed Miliband hat einen prominenten Wirtschafter damit beauftragt, seine Partei fit für die Zukunft zu machen.


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Charles Allen ist der Mann, der die britische Labour-Partei wieder auf Vordermann bringen soll. Deren Chef, Ed Miliband, hat den Geschäftsmann diese Woche damit beauftragt, neue Strukturen zu schaffen und die Partei wirtschaftlich zu überholen.

Der 54-Jährige bringt dafür ein breites Erfahrungsspektrum sowohl aus der Privatwirtschaft wie auch dem öffentlichen Dienst mit. Er ist hochrangiger Berater beim berühmt-berüchtigten Finanzdienstleister Goldman Sachs und war bis letztes Jahr Präsident des Musikverlags EMI sowie Aufsichtsratsmitglied der Produzenten von "Big Brother" Endemol und Virgin Media. Zudem war er Geschäftsführer des börsennotierten britischen Fernsehunternehmens itv und ist Präsident der größten kommerziellen britischen Radiogruppe, Global Radio.

Im öffentlichen Dienst hat Allen den Posten eines Chefberaters im Innenministerium bekleidet. Er sitzt im Aufsichtsrat des Komitees, das die Olympischen Spiele in London 2012 organisiert. Diese Position hat er bereits bei den Commonwealth-Spielen bekleidet und wurde 2003 wegen seiner Verdienste um den Sport zum Commander of the British Empire erhoben. In der von der Zeitung "The Independent" veröffentlichten Liste der einflussreichsten homosexuellen Menschen ist er regelmäßig unter den Top 25 zu finden.

Bei Labour wird es Allens Hauptaufgabe sein, die Partei und ihren Chef (Spitzname "Red Ed") aus der linken Ecke zu holen. Miliband hatte sich letztes Jahr vor allem dank der Unterstützung der Gewerkschaften gegen seinen Bruder David im Kampf um die Parteispitze durchgesetzt. Die Arbeitnehmervertreter spielen eine große Rolle bei Labour: Sie stellen angeblich zu 85 Prozent die finanzielle Grundlage der hochverschuldeten Partei und haben auf Parteitagen 50 Prozent der Stimmen. Dieser Einfluss und die Nähe des Parteichefs zu den Gewerkschaften hat Anhänger des marktwirtschaftlichen Kurses von Ex-Premier Tony Blair verschreckt, allen voran spendable Millionäre. Einige von ihnen wollen bereits ihre großzügig gewährten Darlehen an die Partei zurückhaben.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, will Miliband die Vormachtstellung der Gewerkschaften brechen. Neben der Ankündigung, ihre Stimmacht auf 40 Prozent reduzieren zu wollen, ist die Berufung von Allen ein klares Zeichen dafür. (Auch wenn der seine Aufgabe als Konsulent lediglich zwei Mal die Woche und ehrenamtlich übernehmen wird.) Analysten werten ihn als Gegengewicht zum letzte Woche frisch gewählten Labour-Generalsekretär Iain McNichol. Der passt Miliband angeblich wegen seiner Vergangenheit als Politstratege der Großgewerkschaft GMB nicht in den Kram und hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger keine Erfahrung darin, reichen Geschäftsleuten ihr Geld abzuschwatzen.

Die Partei hat dies umgehend dementiert und erklärt, Allen schon seit dem Frühling im Visier zu haben. Auch McNichol widersprach. Wer wollte, konnte aber hören, wie er versuchte, sein Revier zu markieren: "Seine (Allens) Kenntnisse (...) werden uns dabei helfen, die stärkere Organisation aufzubauen, die Ed und ich sehen wollen." Doch Bericht erstatten wird Allen nur Ed Miliband.