Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ein trüber Tag, wie sichs gehört, war dieses Allerseelen. Kalt-feucht und neblig in Wien, und auch das abendliche ORF-Angebot war über weite Strecken nicht gerade dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Lob der rühmlichen Ausnahe zur späten Nacht; aber der Reihe nach:
In Ö1 berichteten um 19 Uhr die "Dimensionen" - anlassgemäß - über Begräbnisrituale in aller Welt; na ja. Um 21 Uhr sprach Peter Huemer mit der "Wir sind Kirche"-Geschäftsführerin Ingrid Thurner über den ebenso wenig neuen wie erheiternden Umstand, dass in der katholischen Kirche nach wie vor Männer herrschen und Frauen dienen; ein wohlprogrammierter Trauerfall. Etwas mehr Freude spendeten immerhin die beiden Musiksendungen des Ö1-Abends, wenn ich sie auch leider nur mit halbem Ohr mitbekam.
Und das Fernsehen? Bis auf das verlässliche "Universum" im Zweier eher eine programmatische Wüste. Obwohl: Donnerstag ist "Kunst-Stücke"-Tag, und das wäre doch Grund zur Freude. Ja, ja - aber die Sendung war für 0.00 Uhr programmiert und begann dann mit nochmal gut 15 Minuten Verspätung. Und bis endlich Pasolinis "Medea"-Film aus 1969 mit Maria Callas in der Titelrolle begann, war es fast 1 Uhr morgens. Dieser in jeder Hinsicht gewaltige Film des ebenso gewaltigen (und genau am Sendetag vor 25 Jahren ermordeten) Regisseurs war es aber allemal wert, bis weit nach 2 Uhr aufzubleiben. - Und hier kommt die Gebetsmühle: Aber warum eigentlich?! Ist schon gut, wir unverbesserlichen Kulturauftrags-Einmahner kennen ja die stereotype Antwort. Trotzdem. Ich will nicht aufhören zu fragen.