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Allergien unterschätzt und untertherapiert

Von Alexandra Grass

Wissen

Weichen für eine Asthmaerkrankung werden schon sehr früh gestellt.


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Wien. Allergien haben sich in den letzten Jahren rasch und weit verbreitet. Dabei dürfte die "Verwestlichung der Welt ein Hauptproblem" darstellen, wie Fritz Horak, Leiter des Allergie-Zentrum Wien-West am Montag betonte. Einerseits legen die Menschen immer mehr Wert auf eine keimfreie Umgebung, andererseits hat sich der Lebensstil in den vergangenen Jahrzehnten drastisch geändert. Im Blickpunkt der Lungenfachärzte stehen nach wie vor die Rauchgewohnheiten.

Massive Einbußen inder Lebensqualität

Die Folge dieser Einwirkungen sind Abwehrreaktionen des Körpers etwa gegen Pollen, diverse Nahrungsmittel oder Tierhaare, die sich in den allermeisten Fällen in Form eines allergischen Schnupfens (Rhinitis) bemerkbar machen. Bis zu 40 Prozent der nicht behandelten Patienten entwickeln immerhin innerhalb von fünf bis 15 Jahren Asthma.

Und die Weichen für eine solche Allergiekarriere werden sehr früh gestellt, erklärt Horak. Nämlich schon in den ersten 18 Lebensmonaten - "vielleicht auch schon in der Schwangerschaft". Die Risikofaktoren für Kinder liegen in der Genetik, wenn beide Eltern Allergieerkrankungen aufweisen, im Rauchen während der Schwangerschaft und in der Haltung von Haustieren. Eine frühe Immuntherapie stellt eine große Chance für die Zukunft dar.

Allergien und Asthma bedeuten massive Einbußen in der Lebensqualität - mitunter auch in der Berufslaufbahn, wie die Lungenfachärztin Elisabeth Zehetner erläuterte. Die Einwirkung von Staub, Dampf, Hitze oder chemischen Substanzen ist für viele Menschen beeinträchtigend. Berufe wie Bäcker, Friseur, Chemiker, Koch oder Reinigungskraft sind dann mitunter ungeeignet. Im Vordergrund müssten eine rechtzeitige Diagnose, eine Beratung bei der Berufswahl und eine konsequente Therapie stehen, betont Zehetner.

"Die Allergie ist eine Volkskrankheit, die hoffnungslos unterschätzt ist. Sowohl vom Patienten als auch vom Allgemeinmediziner", betonte Otto Spranger von der Österreichischen Lungenunion. Daher sollte die Lunge auch einen besonderen Platz in der Vorsorgeuntersuchung bekommen, forderte er.