Zum Hauptinhalt springen

Alles Banane

Von Eva Zelechowski

Kommentare
Auch David Alaba (rechts) und sein deutscher Bayern-Kollege Jerome Boateng machen bei der Bananenrevolution mit.
© David Alaba (Offizielle Facebook-Seite)

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seit vergangener Woche ist der brasilianische Außenverteidiger Dani Alves in aller Munde. Ein wütender (inzwischen auf Lebenszeit gesperrter) Fußball-Fan hatte den Kicker mit einer Banane beworfen. Der mit rassistischen Beleidigungen scheinbar erfahrene Alves reagierte mit Humor. Er hob die Banane auf, schälte sie und verspeiste sie noch auf dem Spielfeld. "Ich weiß nicht, wer die Banane geworfen hat, aber ich möchte ihm danken. Er schenkte mir Energie für zwei weitere Ecken, die zu einem Tor führten", sagte Alves nach dem Spiel.

Was dieser beispielhaften Reaktion des Fußballers nachfolgte, war eine Social-Media-Solidaritätskampagne unter dem Hashtag #wereallmonkeys (Wir sind alle Affen). Zig Promis (darunter auch David Alaba) und Nicht-Promis posteten Selfies, auf denen sie herzhaft in eine Banane beißen.

Ist eine Aktion – welcher Art auch immer – imstande, Rassisten zu überzeugen, wie dumm ihre Einstellung ist oder sie tatsächlich zum Nachdenken zu animieren? Die traurige Antwort: Wahrscheinlich nicht. Kann Rassismus so verhindert werden? Dies wohl auch nicht. Der Versuch, die Welt von Dummköpfen zu befreien, ist ein gigantisches Unterfangen.

Die Aktion offenbart allerdings, dass viele Menschen bereit sind, öffentlich ihren Protest gegen Rassismus zu bekunden. Und es rückt dadurch in den Vordergrund, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig von Geschlecht oder Hautfarbe. Nicht zuletzt erreichen Facebook und Co. ein ungemein großes und - was als erzieherische Maßnahme wesentlich ist - junges Publikum mit der lehrreichen Botschaft, wie lächerlich Rassismus ist. Und vielleicht – mehr als alles andere – hilft es, einer rassistisch konnotierten Beleidigung ihre Bedeutung abzuziehen. Wie die Schale von einer Banane.

Dass hinter Alves' "spontanen Reaktion" eine wochenlang geplante PR-Aktion stecken soll, tut der Solidaritätskampagne keinen Abbruch. In Spanien beleidigen Rassisten Fußballspieler immer wieder mit "affigen Chants" oder Bananenwürfen. Dani Alves und Neymar da Silva Santos Júnior (kurz Neymar) wollten sich dagegen zur Wehr setzen. Gemeinsam mit einer Werbeagentur tüftelten sie an einer Marketing-Strategie, die aus einer Geste und wenig Worten besteht. "Taten wirken stärker als Worte", betont Guga Ketzer von der Agentur. Das erste #wereallmonkeys - Foto stammte schließlich von Neymar. Geplant war nämlich, dass er die nächste geworfene Banane essen sollte, aber wie es der Zufall wollte, kam Alves in diesen Genuss.