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Alles in Ordnung am Hauptbahnhof?

Von Christian Rösner

Analysen

Fertigstellung bis 2013 weiter möglich. | ÖBB und Wien geben sich gelassen. | Wien. Das Bundesvergabeamt (BVA) hat den Architekturwettbewerb für die Bahnhof-City am geplanten Wiener Hauptbahnhof für nichtig erklärt.


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Und während auf der einen Seite von einem "Vergabeskandal" die Rede ist und ein Scheitern des gesamten Hauptbahnhof-Projektes befürchtet wird, zeigt man sich bei der Architektenschaft erfreut über die "plakative Stopptafel", die nun der zunehmenden Tendenz, das Vergabegesetz zu umgehen, entgegen gesetzt wurde. Demnach hat das BVA seine Entscheidung aufgrund möglicher Folgewirkungen getroffen und nicht unbedingt, um diesem speziellen Einzelfall einen Riegel vorzuschieben.

Und bei der ÖBB-Immobilienmanagement Gmbh betont man, dass sich ihr Handeln auf zwei Gutachten begründet hat, die das Unternehmen eindeutig als einen privatwirtschaftlichen Akteur darstellt, der nicht an das öffentliche Vergabegesetz gebunden sei.

So beruht die Entscheidung des BVA nicht auf einer eindeutigen rechtlichen Entscheidung. Ein Grund dafür, dass die ÖBB-Immobilienmanagement Gmbh nun den Gang zum Verwaltungsgerichtshof prüfen lassen. Von einem Vergabeskandal kann aufgrund der nicht eindeutigen Rechtslage also keine Rede sein.

Dass die Bahnhof-City und das dazugehörige Hochhaus auf dem Südtiroler Platz das Aushängeschild für den Hauptbahnhof sein wird, ist unbestritten. Aber laut der ÖBB-Immobilienmanagement Gmbh haben die beiden Projekte nichts miteinander zu tun. Wenn es bei der Bahnhof-City zu Verzögerungen kommen sollte, wird der Bahnhof unabhängig davon weiter gebaut.

Aber sogar dieses Szenario beunruhigt weder ÖBB noch die Stadt Wien. Dabei ist Wien für die städtebauliche Umsetzung des Hauptbahnhofes verantwortlich.

Der Grund für diese Sorglosigkeit: Ein EU-weiter Wettbewerb dauert laut dem Büro von Planungsstadtrat Rudolf Schicker sechs bis acht Monate. Die Flächenwidmung ist fertig; nur die Baugenehmigung würde nach dem Wettbewerb noch ausstehen.

Bei einem schnellen Verfahren könnte diese aber bereits nach einem halben Jahr oder sogar schon früher vorliegen. Der Bau eines 100 Meter hohen Turmes dauert in etwa 24 Monate. Die ursprünglich geplante Fertigstellung der Bahnhof-City war für 2013 vorgesehen. Und das könnte auch so bleiben: Selbst wenn der Ausschreibung 12 Monate eingeräumt werden, und dem Bau des Hochhauses 24 bis 30 Monate, wäre bei einem Baubeginn im Jahr 2010 eine Fertigstellung bis 2013 - zeitgleich mit dem Bahnhof - leicht möglich. Das wird auch von namhaften Ziviltechnikern bestätigt.

Die ÖBB wollen bis nächste Woche eine Entscheidung treffen. Im Moment stünden verschiedene Möglichkeiten im Raum: Neuausschreibung, der Gang zum VwGH "oder andere Entwicklungsformen".

Also ist eigentlich alles in Ordnung: Denn mit langen Verzögerungen rechnet man nicht. Das sieht man auch im Büro Schicker so, wo man "froh darüber ist, dass es eine Entscheidung gibt". Glücklich mit der BVA-Entscheidung ist auch die Architektenkammer sowie auch ÖVP und Grüne. Letztere sehen nun weitreichende Folgen für alle ausgegliederten Unternehmen bundesweit.