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Die italienischen Fußballer kommen auch eine Woche vor der Euro nicht zur Ruhe. Mitleid muss man deswegen aber nicht haben, ihr Verhalten nimmt langsam groteske Züge an. Der Wettskandal um manipulierte Spiele in der Serie A in der Saison 2010/2011 zieht immer weitere Kreise, neben dem bereits aus dem Kader entlassenen Domenico Criscito interessieren sich die Ermittler auch für Leonardo Bonucci und Star-Keeper Gianluigi Buffon. Gegen Ersteren laufen Ermittlungen wegen Verdachts auf Sportbetrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Buffon ist wegen seiner Aussage bezüglich Unentschieden, manchmal seien "zwei Verletzte besser als ein Toter" in die Kritik geraten. Dem nicht genug, wunderte er sich öffentlich ebenso über die Aufregung wie Criscito über seinen Rauswurf aus dem Kader. Dabei müsste man sich eher über die Naivität eines Profis wie Buffons wundern, dessen Geldflüsse zu allem Überdruss derzeit auch auf illegale Wetten untersucht werden. Erstaunt kann man durchaus über die Wankelmütigkeit des Teamchefs Cesare Prandelli sein. Der findet einerseits nichts Bedenkliches daran, an Bonucci und Buffon festzuhalten, andererseits stellte er nun gar einen Verzicht auf die Euro in den Raum. "Wenn es unserem Fußball helfen würde, dass wir nicht zur Euro fahren, wäre das kein Problem", sagte er, nachdem Ministerpräsident Mario Monti vor wenigen Tagen die Streichung einer oder mehrerer Saisonen angedacht hatte. Nun darf man sich zurecht fragen, wie ein Euro-Verzicht dem italienischen Fußball helfen sollte. Aber auch dafür gilt wohl: Alles kein Problem. Doch vielleicht ist gerade diese Eh-Wurscht-Einstellung unter den italienischen Kickern zu einem geworden.