)
Mit der Presse-Weltpremiere des neuen Kombi "A6-Avant" am Montag im Salzburger "Hangar 7" und der Münchner Pinakothek hat die Ingolstädter VW-Konzerntochter Audi ein beispielloses Erneuerungsprogramm abgeschlossen: Heuer wurden in allen vier Modellreihen insgesamt sechs neue Autos mit den vier Ringen im Kühlergrill auf den Markt gebracht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Porsche-Austria-Geschäftsführer Wolf-Dieter Hellmaier resümiert den "beispiellosen Kraftakt" - "noch nie hat ein Automobilhersteller innerhalb weniger Monate praktisch die gesamte Modellpalette erneuert" - mit einem lachenden nd einem weinenden Auge: Man besitze jetzt das modernste Modell-Programm aller Premium-Anbieter am Markt. In der Einführungsphase war allerdings von vornherein klar, dass man heuer die hohen Marktanteile des Vorjahres nicht ganz würde halten können - kommt doch das Volumensmodell "A4" erst gerade eben im November zu den österreichischen Händlern. Dennoch sollte am Ende des Jahres beim heimischen Marktanteil wieder knapp mehr als 5% herausschauen. Für 2005 ist dann eine umso kräftigere Fortsetzung der bisher Jahr für Jahr zu beobachtenden Audi-Rekordjagd zu erwarten: 5 bis 6 Prozent Marktanteil, das wären bei erwarteten 305.000 insgesamt in Österreich verkauften Autos gut 16.500 Stück.
Auch wenn man wegen der teilweise späten Markteinführungstermine heuer die Rekorde des Vorjahres nicht erreichen wird, Hellmaier ist stolz darauf, im Premium-Segment trotzdem die Nummer 1 geblieben zu sein - mit 35 Prozent-Segmentanteil. Besonders freut er sich über den Imagegewinn, weil es dem "A8" gelungen ist, in der Luxusklasse an die erste Stelle vorzurücken. Hellmaier: "Dieser Wechsel in der obersten Automobil-Klasse kommt einem Erdrutsch gleich - denn aus dem ewigen Zweikampf Mercedes gegen BMW ist nicht nur ein Dreikampf geworden, wir sind ganz klar gegen S-Klasse und "7er" in Führung gegangen".
Auch im "Über-Drüber-Segment" der 12-Zylinder-Autos - rund 100 Stück werden davon pro Jahr in Österreich verkauft - liegt der "A8", - zu Jahresanfang ebenfalls im Salzburger "Hangar 7" als "W12" mit 6,0-Litern Hubraum und 450 PS als stärkste Serienlimousine der Welt präsentiert - an der Spitze. Zusammen mit dem VW Phaeton 12-Zylinder und dem Bentley Continental kommt der Volkswagen-Konzern in dieser obersten Oberklasse übrigens hier zu Lande gemeinsam auf einem Marktanteil von mehr als 50% - wer, außer Ferdinand Piech, hätte das vor ein paar Jahren gedacht?
Apropos: Der Zwölfzylinder ist natürlich nicht das neue Ministerauto. Die Bundesbeschaffungs GmBH (BBG) verteidigt die Anschaffung der neuen A8-Dienstwägen für die Regierung gegen alle Kritiker: Das Projekt sei entsprechend den haushaltsrechtlichen Vorgaben "Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit" bestmöglich umgesetzt worden. Die Audi A 8 3.0 TDI quattro - selbstverständlich mit Partikelfilter -bringen gegenüber dem jetzigen Fuhrpark eine Einsparung von 12.000 Euro je Fahrzeug. 10.000 Euro davon entfallen laut BBG auf die Anschaffung, ca. 2.000 Euro auf den Betrieb. Außerdem berge "die Optimierung des Tauschzeitpunktes weiteres Einsparungspotenzial, weshalb ein darauf spezialisiertes Unternehmen zur Erstellung einer entsprechenden Analyse beigezogen wurde. Als Ergebnis dieser Analyse wurde eine Laufzeit von drei Jahren bzw. 180.000 km als optimaler Tauschzeitpunkt eruiert." Unter Annahme dieses Tauschzeitpunktes und unter Berücksichtigung aller weiteren Kostenfaktoren aus Anschaffung, Betrieb und Wertverlust würden sich für die Audi Kilometerkosten von 0,4 Euro errechnen. "Wir waren alles in allem eben die Besten", kommentiert Hellmaier wenig überrascht, ist doch schließlich der ebenfalls bestellte "A6" ohnehin seit langem das bei weitem beliebteste Dienstauto der österreichischen Manager - und die rechnen auch genau, was ihren fahrbaren Arbeitsplatz betrifft.
Wir durften den großen Minister-Audi ein wenig durch Bayern, Salzburg und Oberösterreich bewegen - und stimmen zu: Wie gut ist es, im Schneesturm den Quattro-Vierrad-Antrieb werken zu wissen, wie ungestört von Motoren- und sonstigen Geräuschen kann beim Dahingleiten telephoniert, gelesen, konferiert oder anderswie gearbeitet werden.
Insgesamt bekräftigte Audi Vorstandschef Martin Winterkorn bei der Präsentation des A6 Avant in München die Ziele für 2004: Es sollten dank einem starken letzten Quartal mehr als 770.000 Autos verkauft werden. Auch für das kommende Jahr erwarten die Ingolstädter ein Umsatzwachstum.
Im Gegensatz zu VW, wo man sich zuletzt nach einer harten Tarifrunde auf eine Bestandsgarantie bis Ende 2011 für über 100.000 Arbeitsplätze in den westdeutschen Werken im Gegenzug für eine Nullrunde bei den Löhnen bis 2007 geeinigt hatte, geht es bei Audi laut Winterkorn derzeit hingegen nicht um Tarifverhandlungen, sondern um interne Betriebsvereinbarungen die etwa Überstunden, Zuschläge oder Arbeitszeitkonten regeln.
Audi ist seit Jahren eine Ertragsperle im unter Absatzschwierigkeiten leidenden VW-Konzern - nicht zuletzt weil die Ingolstädter im renditestärkeren Premiumsegment agieren. Im Gesamtjahr 2003 hatte Audi bei einem Umsatz von 23,41 (2002: 22,60) Mrd. Euro wegen Währungsbelastungen einen Gewinnrückgang um zwölf Prozent auf rund 1,11 Mrd. Euro hinnehmen müssen. Für heuer und 2005 stellte Winterkorn mit Blick auf Absatz und Umsatz steigende Zahlen in Aussicht. Der abgelaufene Monat war in Deutschland nach Winterkorns Worten einer der besten Oktober-Monate in der Firmengeschichte. Auch in Asien ziehe das Geschäft wieder etwas an. In den USA wolle man sich aus der Rabattschlacht weitgehend heraushalten und lieber weniger absetzen - wir machen nicht jeden Blödsinn mit".