Schaden ist sofort zu melden, Sony übernimmt Kosten. | Zahlen im Netz: Prepaid-Karten am sichersten, Bankomat am gefährlichsten. | Gamer-Community will Beweisumkehr und Rückkehr zum Normalbetrieb. | Wien. Nicht nur die Spiel-Abstinenz macht den Zockern derzeit zu schaffen. Seit dem Bekanntwerden des Datenklau-Skandals bei Sony sind einige der Spiele offline, und so mancher Gamer ist um seine persönlichen Daten besorgt: "Ihr wisst aber schon, dass sie jetzt unsere E-Mail, Adresse u. v. m. haben?", schreibt etwa User "oDerO" in einem Online-Forum.
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Usern, die das Spieleangebot von Sony genutzt haben und bisher keinen Schaden bemerken konnten, rät Datenschutzexperte Hans Zeger von der "Arge Daten" vorbeugend mit den Kreditkartenfirmen Kontakt aufzunehmen und sich von ihnen beraten zu lassen. Im Schadensfall trage Sony die Kosten. Auf jeden Fall sollten die Abrechnungen genau überprüft und bei Auffälligkeiten rasch gehandelt werden: Betrug kann bis zu 13 Monate im Nachhinein gemeldet werden - es besteht jedoch unmittelbare Meldepflicht, sobald der Kunde einen verdächtigen Abgang auf seinem Konto bemerkt.
Nicht nur bei Online-Games ist Vorsicht bei der Bekanntgabe von personenbezogenen Daten geboten. Statt Kreditkarten sollte man bei Internet-Buchungen Prepaid-Karten verwenden, empfiehlt Zeger. Da sich auf diesen immer nur jener Geldbetrag befindet, der für die nächste Abbuchung benötigt wird, seien sie sicherer. Vor dem Gebrauch von Bankomatkarten im Internet warnt er: Hier sei Datendiebstahl leichter möglich und könne zudem nicht rückgängig gemacht werden. Doch wenn man Flüge buchen oder Hotels reservieren will, muss oft die Kreditkarte verwendet werden. In diesem Fall rät Zeger, das Kontolimit nur so hoch zu gestalten, wie man einen Geldverlust verkraften könnte.
Seltener Datenklau wundert Experten
Über den Datenraub bei Sony zeigt sich Zeger wenig verwundert. Vielmehr überrascht den Obmann der "Arge Daten", dass ein massiver Datendiebstahl wie jener bei Sony verhältnismäßig selten passiert: "Man muss sich im Klaren darüber sein, dass technische Systeme extrem komplex sind, dass tausende angreifbare Exploits, also Lücken, existieren, im Betriebssystem, in der Software."
Keine Ansprechpartner in Österreich als Mangel
Sobald personenbezogene Daten in Österreich verwaltet werden, solle es auch Ansprechpartner in Österreich geben, fordert die "Arge Daten". Dass die Verbraucher auf den guten Willen der einzelnen Unternehmen hoffen müssen, reiche nicht aus, erklärt Zeger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Auch die Internet-Riesen Google und Facebook haben lediglich in Deutschland Standorte, nicht aber in Österreich. Das Einklagen personenbezogener Daten wird dadurch kompliziert. Dass sich Sony Österreich und nicht etwa der amerikanische Standort um die Klagen kümmert, ist seitens des Konzerns freiwillig.
Darüber, wie es zu dem Datenklau bei Sony überhaupt kommen konnte, kann auch Zeger nur spekulieren: Er meint, Fahrlässigkeit der Mitarbeiter könnte der Grund sein. Doch auch die Konsumenten nimmt Zeger in die Pflicht: "Der Beschädigte muss sich darum kümmern, dass nicht zusätzlicher Schaden entsteht." Der Datenschutzexperte meint, man dürfe das "nicht liegenlassen, denn dadurch gelingt es den Tätern, Spuren zu verwischen. Datendiebstahl darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen."
Internet-Nutzer fordern Beweisumkehr
Das tun auch nicht alle: Einige Internet-Nutzer haben sich zusammengeschlossen und fordern, Konzerne bei Datendiebstählen stärker in die Pflicht zu nehmen. Die Interessenvertretung "Digitale Gesellschaft" verlangt eine Beweisumkehr: Einzelpersonen könnten kaum nachweisen, dass Betrugsfälle wie etwa mit gestohlenen Kreditkartendaten tatsächlich auf Datenlecks bei Unternehmen zurückzuführen seien.
Unterdessen fordern die Zocker in Internet-Foren harte Strafen für die Hacker - aber sie wünschen sich auch, einfach zum Normalbetrieb zurückkehren zu können. User "Vroob" schreibt in einem Beitrag: "Ich hoffe, wir können bald alle wieder in Ruhe unser Hobby ausüben."
Wissen
Ein Exploit (engl. "to exploit" ausnutzen) nennt man ein kleines Schadprogramm bzw. eine Befehlsfolge, die Sicherheitslücken und Fehlfunktionen von Programmen ausnutzt, um sich Möglichkeiten zur Manipulation von PC-Aktivitäten (Administratorenrechte usw.) zu verschaffen oder Internetserver lahmzulegen.
Zocker nennt man Spieler von Computer- oder Konsolenspielen.