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Alles nur "uralte Geschichten"

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Ebner vermutet die ÖVP hinter den Vorwürfen gegen Jörg Haider. | "BZÖ nicht als Partei zu gründen, war ein Fehler." | "Wiener Zeitung": Sie sind seit drei Monaten BZÖ-Generalsekretär, allerdings hat man bisher nur wenig von Ihnen gehört. Sind Sie in der Politik schon angekommen?


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Christian Ebner: Ja, aber ich bin keiner, der sich groß in den Vordergrund stellt. Ich bereite oft Dinge auf, die dann zum Beispiel Bündnisobmann Josef Bucher präsentiert.

Wie geht es dem BZÖ?

Immer mehr Leute interessieren sich für uns. Das Sommergespräch von Josef Bucher im ORF haben heuer 81 Prozent mehr Zuschauer verfolgt als 2009. Dieses Mehr an Interesse bedeutet auch ein Mehr an Zustimmung. Schritt für Schritt kommen wir vom Fleck.

Es stehen Wahlen in Wien und der Steiermark an. Gerade in Wien kommt das BZÖ aber nicht vom Fleck.

Hier stehen wir noch am Anfang. Das ursprüngliche Konzept des BZÖ - keine Partei, sondern ein Bündnis ohne klassische, lokal verankerte Parteistrukturen - war ein Fehler. Das wissen wir heute. Es geht nicht ohne die lokale Verankerung. Diesen Startfehler müssen wir langsam aber sicher ausmerzen.

Sind Sie zuversichtlich, dass das in Wien klappt?

Ja, sicher. Wir haben zwei Wahlziele: Einzug in den Landtag und Einzug in die Bezirksparlamente. Ersteres ist wegen der Fünfprozenthürde schwieriger, das zweite deutlich leichter. Da braucht man je nach Bezirk 1,6 bis 2,5 Prozent.

Wie zuversichtlich sind Sie für die Steiermark?

Da haben wir eine faire Chance, erstmals in einen Landtag zu kommen. Dort brauchen wir ein Grundmandat, da haben wir in Graz die größten Chancen. Da wird Spitzenkandidat Gerald Grosz seine Schwerpunkte setzen. Grosz ist ein wortgewaltiger und engagierter Politiker und ich bin zuversichtlich, dass er da etwas auf die Beine bekommt.

Wie hoch ist eigentlich das Wahlkampfbudget?

Wir sind eine kleine, sparsame Partei. In Wien sind es 200.000 und in der Steiermark 300.000 Euro. Darum merkt man auch jetzt noch nicht viel von unserem Wahlkampf. Wir werden erst in den letzten Wochen die Mittel konzentriert einsetzen.

Zur Zeit hört man viel von Politskandalen, und immer wieder wird in diesem Zusammenhang das BZÖ genannt, etwa wegen Jörg Haiders Geheimkonten.

Komisch, kurz vor den Landtagswahlen werden uralte und unbewiesene Geschichten aufgewärmt.

Sie meinen, irgendjemand hat Angst vor dem BZÖ?

Ja, sicher.

Wo kommt das her?

Wer hat Einfluss auf die großen Medien? Die großen Regierungsparteien.

Damit meinen Sie wohl die ÖVP, denn nur mit dieser teilen Sie sich die Wähler.

Die Vermutung liegt nahe. Ich kann niemanden beschuldigen, denn ich habe keine Beweise dafür, aber sie sind der Nutznießer des Ganzen. Dass da jetzt abenteuerliche Geschichten kurz vor den Wahlen aufkommen, ist schon komisch.

Aber es sind ja nicht nur abenteuerliche Geschichten. Dass von den Lotterien 300.000 Euro an eine dem BZÖ gehörende Beraterfirma gezahlt wurden, ist eine Tatsache. Und auf den ersten Blick sieht das einfach nicht besonders gut aus.

Stimmt, auf den ersten Blick sieht es nicht gut aus. Aber auf den zweiten Blick ist es ein ganz normales Geschäft.

Aber solche Vorwürfe gegenüber dem BZÖ häufen sich in letzter Zeit.

Es häuft sich, weil es von gewissen Medien so präsentiert wird.

Sie sehen also die ÖVP mit irgendwelchen Medien vereint gegen das BZÖ?

Der Verdacht drängt sich auf.

Überschätzen Sie da das BZÖ nicht etwas?

Die anderen überschätzen uns offensichtlich nicht, sonst würden sie es nicht machen.

Bereuen Sie es noch nicht, in die Politik gegangen zu sein?

Nein, es macht riesig Spaß.

Was macht Spaß?

Die Möglichkeit, das Land zu verändern. Das dauert zwar etwas, weil wir in der Opposition sind - da kann man Themen wie Steuerentlastung oder Verwaltungsreform nur anschneiden und die Regierung vor sich hertreiben. Aber früher oder später wollen wir natürlich wieder in die Regierung kommen und das Land mitgestalten.

Christian Ebner (40) ist seit Mai Generalsekretär des BZÖ. Zuvor war der studierte Betriebswirt als Unternehmensberater tätig.