Politiknähe und Normenkorsett bestimmen Verwaltung. | Mitarbeiterführung entscheidend. | Wien. Erfolgreiche Führungstätigkeit in der Verwaltung hat ihre Spezifika, die sie von der Wirtschaft unterscheiden: Die besondere Regelgebundenheit und die ausgeprägte Politiknähe. In vielen anderen Punkten differieren Führungsarbeit in Wirtschaft und Verwaltung kaum.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die besondere Regelgebundenheit, das laufende Orientieren an vorgegebenen Normen ist ein Umstand, der vor allem jenen Führungskräften besonders auffällt, die nicht in der Verwaltung sozialisiert wurden sondern von der Wirtschaft in den öffentlichen Dienst gewechselt sind. Wer sich im Geflecht der Normen nicht auskennt oder diese nicht beachtet, verheddert sich sehr leicht. Quereinsteiger in die Verwaltung aber auch Menschen, die neu in politische Verantwortung kommen und daher mit Verwaltung kooperieren werden, tun gut daran, sich der spezifischen Rahmenbedingungen bewusst zu sein, die sie erwarten.
Die Politiknähe besteht im Wesentlichen darin, dass die Verwaltung laufend mit politischen Vorgaben konfrontiert ist, die sie umzusetzen hat. Diese Vorgaben haben ihre eigene Rationalität. Erfolgreiche Führungskräfte müssen damit umgehen können, ohne dass dies auf Kosten der fachlichen Notwendigkeiten geht. Gleichzeitig zeichnen sich gute Führungskräfte dadurch aus, dass sie erforderliche Änderungen so an die Politik herantragen, dass diese darauf positiv reagiert, die entsprechenden Ideen adoptiert und sie durchsetzt.
Mitarbeiterführung als Schlüssel zum Erfolg
Der Schlüssel zu erfolgreicher Führungsarbeit ist aber - wie in der Wirtschaft, so in der Verwaltung - der Umgang mit Mitarbeitern. Motivierende Arbeitsbedingungen sind entscheidend, wobei nach meiner Erfahrung spannende Aufgaben und angenehmes Arbeitsklima in der Regel noch wichtiger sind als finanzielle Aspekte. Der Umgang mit verschiedenen Mitarbeitertypen, sie entlang gemeinsamer Ziele zu führen und aus ihnen ein effektives Team zu formen, ist der Kern jeder erfolgreichen Führungstätigkeit.
Auch anderen den Erfolg gönnen
Eine besondere Rolle kommt weiters der Kooperation mit Führungskräften gleicher Ebene, aber auch vorgesetzten Stellen zu. Sie alle brauchen Erfolge und die Führungskraft sollte durch ihre Kooperation dazu beitragen, dass diese auch eintreten. Anderen Erfolge ermöglichen, gemeinsam Erfolg haben, im Team erfolgreich agieren, das schweißt zusammen und schafft ein Klima des Vertrauens, das die Voraussetzung für weitere Erfolge ist. Die Sache wichtiger nehmen als sich selbst ist manchmal eine Herausforderung an das eigene Ego und immer eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Handeln. Erfolgreiche Verwaltungsführung setzt voraus, dass die Führungskraft genau weiß, warum sie was will. Sie braucht genaue Vorstellungen, was für den eigenen Verantwortungsbereich zu tun ist, wie dieser mit anderen interagieren sollte und welche Reformen nötig sind, um ihn noch wirkungsvoller werden zu lassen.
Das klare Bild über die eigene Dienststelle, über den eigenen, erfolgreichen Verantwortungsbereich und seine erforderliche Weiterentwicklung in die Köpfe von anderen zu transferieren, gehört fraglos zur hohen Schule erfolgreicher Verwaltungsführung.
Windstärke wichtiger als Windrichtung
Widerstände, auf die die Führungskraft trifft, sollten als Herausforderung gesehen werden, besser zu werden: Entscheidungen professioneller vorzubereiten und sauberer zu analysieren, was wie anzugehen wäre. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, dass ihre Tätigkeit dem Segeln ähnelt: Egal woher der Wind kommt, er kann immer genützt werden. Hauptsache es gibt Wind, denn in der Flaute lässt sich nicht führen, weil sich nämlich nichts bewegt. Gerhard Steger ist Fachbuchautor und Sektionschef im Finanzministerium.