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Entwicklungshilfe ist eine schöne Sache. Aber man muss vorsichtig sein. Denn, der Fifa und ihren Ablegern sei Dank, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, es handle sich um einen Euphemismus für Korruption. Da wird mal einfach so eine knappe halbe Dollar Euro gezahlt, damit die Entwicklung munter voranschreite in einem Land, das die meisten der Handelnden wohl nicht einmal auf der Landkarte finden. Kontrolle, ob das Geld dort ankommt? Fehlanzeige. Doch so groß die Empörung nun auch sein mag, da nicht nur eher undemokratisch regierte Länder in Korruptionsverdacht kommen, sondern auch Australien: Wirklich überrascht braucht man nicht zu tun. Was ist von einem milliardenscheffelnden Unternehmen wie der Fifa zu erwarten, das sich als einzige Kontrollinstanz seiner selbst sieht und als in der Schweiz ansässiger Verein alle möglichen Sonderrechte genießt; von einer Organisation, die so lange die schützende Hand über die Mitglieder ihres innersten Zirkels hält, so lange sie ihrem Machthaber treu und finanzkräftig ergeben sind? Oder von Institutionen, die auch nach der größten Sportpleite aller Zeiten - jener der Vermarktungsagentur ISL im Jahr 2001 - nachweislich nicht an Aufklärung interessiert sind, sondern Deals abschließen, wonach die Namen der Schmiergeldempfänger geheim gehalten werden, und die ihnen bei erdrückenden Beweisen ein gemütliches Schlupfloch öffnen? Eben.
Rund um die WM 2022 lohnt sich noch eine Feststellung: In Jack Warners Heimat Trinidad und Tobago (oder in seinem Geldbörsel, die Grenzen verschwimmen) sollen hohe Summen aus Katar und aus Australien eingegangen sein, gestimmt hat er angeblich für die USA. Vielleicht eh aus Überzeugung. Doch vielleicht sollte man gar nicht die Frage stellen, wer aller bestochen hat. Es wäre einfacher, zu fragen, wer nicht. Oder besteht die Fifa nur aus lauter Philanthropen, denen Entwicklungshilfe eine Herzensangelegenheit ist? Das wäre dann mal wirklich eine neue Erkenntnis.