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Alles wieder gut?

Von Bernhard Baumgartner

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Beim Radiotest, dem Verfahren zur Ermittlung der Marktanteile im österreichischen Radio, will man nun den vermutlich größten Skandal in der jüngeren Marktforschungsgeschichte vergessen machen. In einer gemeinsamen Aussendung bestätigten der ORF und die Privatradios, dass der Radiotest "nun wieder korrekte Werte liefert". Mitarbeiter beim beauftragten Marktforschungsunternehmen hatten die Werte von ORF-Sendern freihändig nach oben "korrigiert" - zu Lasten der Privatradios.

Ein sinnergebendes Motiv für dieses Verhalten wurde noch immer nicht genannt. Und bis auf ein paar rollende Köpfe gibt es offenbar auch keine Konsequenzen. Der Entzug des Auftrages, der bei so einem Verhalten wohl erwartbar gewesen wäre, findet ebenso nicht statt wie eine Änderung des Erhebungssystems. Das ist kurios: Immerhin geht es bei diesen Anteilen am Radiomarkt nicht bloß um die Ehre, sondern um jedes Zehntelprozent, das dann über die Aufteilung von Werbegeldern in Millionenhöhe entscheidet.

Dass man hier jetzt einfach so tut, als wäre alles wieder gut, darf doch einigermaßen verwundern. Zumal es längst technische Messverfahren gibt, die eine prinzipiell immer mit Unschärfen verbundene Meinungsumfrage obsolet machen würden. Doch genau das - eine harte Währung für den Radiomarkt - dürfte offenbar gar nicht gewünscht sein. So aber wirkt es, als hätte man sich - wie beim Fußball - nach einem Foul am grünen Tisch über ein für alle akzeptables Ergebnis verständigt. Die Werbekunden werden sich wohl ihren Teil denken.