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Das Erfolgsgeheimnis von Radio Ö1 besteht aus zwei Dingen: aus den kompetenten Sendungsgestaltern und aus der unterschiedlichen Machart der einzelnen Sendungen, sodass man je nach Gusto bewusst freudvoll ein- und zur Frustvermeidung abschalten kann. Man muss nicht wie auf Ö2 Mischsendeflächen akustisch abgrasen, damit man die paar Halme, die man begehrt, genießen kann. Von nur Musik über Musik mit dazwischen gesprochener Rede bis hin zu Monologen und unausgesetztem Gespräch zweier oder mehrerer Personen hat alles eine Sendeform.
Vorige Woche habe ich zum ersten Mal eine Sendung, die ich sonst überaus schätze, empört abgedreht, weil diese saubere Trennung nicht beachtet wurde. Der Kern des morgendlichen "Pasticcio" in Ö1 ist die Verbindung einer Idee, eines Gedankens, eines Themas mit unterschiedlichen, erhellenden und bewegenden Musikstücken. Also setzen die Damen und Herren Suchy, Maderthaner, Jasbar, Hosp, Brusatti, Unterkircher, Kieslinger u. a. sich hin und denken darüber nach, wie sie eine Idee textlich und musikalisch präsentieren. Sie machen das wunderbar kurzweilig, dass man sie alle nur sehr loben kann. Ewald Markl dagegen lädt sich - gewiss mit den besten Absichten - häufig Gäste ein, mit denen er dann redet, als ob wir "Von Tag zu Tag" hören würden. Und das ist furchtbar.
An sich höre ich Ioan Holender und anderen Impresarios gern zu. Ich bin stets bereit, alles Üble über Musicals und dergleichen zu glauben, aber ich lehne es ab, zur "Pasticcio"-Zeit wie beim "Radiodoktor" bequasselt zu werden.