Pille ist kein Ersatz für einen gesunden Lebensstil mit sportlicher Betätigung.
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Wien. Eine einzige Pille, zusammengesetzt aus mehreren Wirkstoffen - die sogenannte Polypille -, könnte künftig, präventiv eingenommen, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nachhaltig senken. Tausende Herzinfarkte und Schlaganfälle könnten damit vermieden werden, urteilen die Forscher um David Wald von der Queen Mary University in London.
In ihrer Studie, die in der Online-Fachzeitschrift "Plos One" veröffentlicht wurde, hatten sie vier bekannte Wirkstoffe gegen Bluthochdruck und Cholesterin kombiniert. Und das in möglichst geringen Dosen, um die Nebenwirkungen minimal halten zu können.
Crossover-Studie
84 Probanden über 50 Jahre erhielten drei Monate lang entweder eine Polypille oder ein Placebo. In einem nächsten Schritt wurden die beiden Gruppen vertauscht. Innerhalb von sechs Monaten erhielten damit alle Teilnehmer sowohl das Medikament als auch das Scheinmedikament.
Gerade bei dieser sogenannten Crossover-Studie lasse sich die Wirksamkeit besonders gut herausarbeiten, betonten die Wissenschafter. So lassen sich auch bei wenigen Teilnehmern innerhalb kürzester Zeit aussagekräftige Resultate ermitteln.
Den Ergebnissen zufolge ist die Polypille in der Lage, den Blutdruck um zwölf Prozent und das LDL-Cholesterin um 39 Prozent zu senken. Gerade hohe Blutdruck- und Cholesterinwerte sind ursächlich für Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich. Die Werte entsprachen etwa jenen von 20-Jährigen.
28 Prozent der Bevölkerung würden bei einer Einnahme ab dem 50. Lebensjahr von der Polypille profitieren, betont Wald. Immerhin zählen Herzinfarkte und Schlaganfälle weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Laut den Autoren unterstreicht die Studie vor allem die präventive Wirkung der Arzneikombination.
Während Ärzte und Gesundheitsbehörden seit vielen Jahren die Bevölkerung zu einem gesunden Lebensstil zur Vorsorge wachzurütteln versuchen, könnte nun ein einziges Medikament diese massiven Anstrengungen zunichte machen, lautet die Kritik vielerorts.
Ernährung und Sport
Die große Gefahr besteht freilich darin, dass manche Menschen die Pille als Ersatz sehen könnten und damit auf gesunde Ernährung, regelmäßigen Sport und dergleichen verzichten. Aber so schnell wird das Präparat im Handel auch noch nicht zur Verfügung stehen.