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Allgegenwart einer Landesmutter

Von Michael Schmölzer

Politik

Würde das Rennen um den Sessel des steirischen Landeshauptmannes durch Direktwahl entschieden - Waltraud Klasnic müsste sich um ihre Wiederbestellung keine Sorgen machen. Ihre steile politische Karriere war allerdings keineswegs vorgezeichnet. Der erste weibliche Landeschef im Portrait:


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Nach der jüngsten Umfrage des OGM-Instituts für die "Kleine Zeitung" würden 62 Prozent der Steirer für die derzeitige Amtsträgerin votieren. Abgeschlagen der Spitzenkandidat der SPÖ Peter Schachner mit 17 Prozent, Theresia Zierler, die für die FP ins Rennen geht, käme nur auf 6 Prozent.

Vielbeschworene Volksnähe

Einer der Hauptgründe für die auffallende Beliebtheit, der sich Klasnic in der "grünen Mark" erfreut, liegt in ihrer vielbeschworenen Volksnähe. Selbst aus einfachsten Verhältnissen stammend, strahlt sie wie kein anderer eine Bodenständigkeit und persönliche Anteilnahme aus, die bei der Wahlbevölkerung ankommt. Einen zusätzlichen Popularitätsschub erhielt Klasnic im Zuge der Lassing-Katastophe im Juli 1998. Im Dschungel von behördlicher Nichtzuständigkeit und Inkompetenz verstand sie es, durch tatkräftiges "Anpacken" und unbürokratische wenn auch riskante Vorgangsweise bei den Steirern zu punkten. So setzte sie gegen den Widerstand der versammelten Bergbauexperten die sofortige Bergung des verschütteten Kumpel Georg Hainzl durch.

Umtriebigkeit und ein ungekünstelter, direkter Zugang zu den Menschen sind Klasnics größte Stärke, wie der Grazer Politologe Manfred Pirsching gegenüber der "Wiener Zeitung" bestätigt. In Sachen Kontaktaufnahme mit der Bevölkerung und Allgegenwärtigkeit ringt sie sogar ihrem SP-Wahlkampfgegner Peter Schachner Respekt ab: "Überall wo ich hinkomm´ - die Klasnic war schon dort."

Landeshauptfrau-Bonus

Doch was bei den einen für Bewunderung sorgt, ist für andere der Angelpunkt für massive Kritik: "Die Mächtigen sind ständig bei den Menschen draußen oder auf irgendeinem Event. Ich wünsche mir einen Pröll, einen Pühringer oder einen Sausgruber herbei, mit denen könnte man wenigstens offene, demokratische Auseinandersetzungen führen", kritisierte der Grüne Landtagsabgeordnete Peter Hagenauer in einem "Presse"-Interview den politischen Stil der Landeshauptfrau. Und: "Das politische Klima im Land ist autoritär geprägt. Man gibt demjenigen Recht, der an der Macht ist." Politische Beobachter geben weiters zu bedenken, dass Klasnic der steirischen VP ein eher konturloses Gesicht verpasst hat und keine großen politischen Impulse mehr kämen.

Steile politische Karriere

Waltraud Klasnics politische Karriere war keineswegs von Anfang an vorgezeichnet: Als fünftes Kind in die Nachkriegszeit hineingeboren, wurde sie von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben. Kindheit und Jugend waren von heute unvorstellbarer Armut gekennzeichnet. Mehr als ein Pflichtschulabschluss war unter diesen Umständen nicht drin, die Lehre musste wegen einer Erkrankung der Adoptivmutter abgebrochen werden.

Dass die zielstrebige Frau dennoch eine Bilderbuchkarriere hinlegte, verdankt sie ihrem sicheren politischen Instinkt und ihrer Zielstrebigkeit: Von der einfachen Gemeinderätin schaffte sie es stufenweise bis zur Landeshauptmann-Stellvertreterin im Jahr 1993. Nach der schweren Wahlniederlage ihres Amtsvorgängers Josef Krainer war dann der Weg zum höchsten Amt im Land frei.

Zur Person Waltraud Klasnic: Hans Rauscher, "Waltraud Klasnic", Verlag Molden .