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"Same procedure as last year?" Das ist die folgenschwere Frage, die Butler Freddie Frinton am Beginn des Festessens zum Geburtstag seiner Herrin alljährlich stellt. "The same procedure as every year, James", lautet die ebenso präzise wie kurze Antwort. Millionen Zuseher haben den Sketch "Dinner for One - Der 90. Geburtstag" auch heuer wieder zu Silvester im Fernsehen verfolgt. Von den deutschsprachigen Sendern hat kaum einer auf eine Ausstrahlung verzichtet, und so konnte man Freddies meisterhaftes Stolpern beinahe zu jeder Tageszeit irgendwo über den Bildschirm flimmern sehen.
The same procedure as every year: Das hat etwas ungemein Beruhigendes an sich. Wir wissen ja nicht, was das neue Jahr an Überraschungen für uns bereit hält. Wir wissen aber schon jetzt, dass wir auch das Jahr 2003 wieder mit "Dinner for One" beschließen und das darauf folgende Jahr mit dem Läuten der Pummerin, dem Donauwalzer und dem Neujahrskonzert willkommen heißen werden: Fernsehrituale, die Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Beim "Surfen" durch einige der "Dinner for One"-Versionen habe ich heuer übrigens eine Entdeckung gemacht: Einige Sender wollen sich mit dem dialogarmen, an selige Stummfilmzeiten erinnernden Sketch offenbar nicht zufrieden geben, sondern lassen ihn durch eine Stimme aus dem Off wortreich erklären. Das ist ein Unfug und eine grobe Unterschätzung der Auffassungsgabe des TV-Publikums. Das gehört ebenso eingestellt wie die Unsitte, bei Comedy-Serien in einem fort Lacher einzublenden: Die Zuseherinnen und Zuseher werden wohl selbst entscheiden können, was für sie lustig ist und wann sie zu lachen haben.