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Alltäglicher Polizei-Wahnsinn

Von Werner Grotte

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"Wir sind friedlich, was seid ihr?", skandieren vermummte Hausbesetzer und versuchen, durch Aneinanderklammern den Abtransport durch die Polizei zu verhindern. Gelingt es Beamten, eine der Gestalten hinaus zu tragen, schreien diese lauthals und werden von Sympathisanten draußen mit Pfeifkonzerten begrüßt. Mitten in diese aufgeheizte Stimmung hüpfen plötzlich bunt geschminkte Clowns, umtanzen die Polizisten und warten scheinbar nur darauf, dass einer der "Bullen" die Nerven verliert: ein neuer, subtiler Trick der Demo-Taktiker.


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Der Film ist nämlich echt und dokumentiert reale Einsätze der "Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung", kurz Wega: Dem Alltag dieser Spezialeinheit und den Menschen hinter den martialischen Kampfhelmen widmet ATV jeden Montag eine (leider von drei Werbeblocks unterbrochenen) einstündige Doku-Reihe, die bedenkliche Details des Polizei-Alltags zeigt.

Etwa dann, wenn Wega-Leute einen 16-Jährigen, der bereits mehrfach in Raubüberfälle verwickelt war, aus Mutters Wohnung holen müssen, weil er diese gewalttätig bedroht hatte. Doch mehr, als ihn in eine Notschlafstelle bringen und mit 14-tägigem Wohnungsverbot zu belegen, können sie nicht tun. Entlarvend auch ein finaler Blick in das von den Besetzern geräumte, mehrstöckige Wiener Altbauhaus: Schmiedeeiserne Stiegengeländer und weiße Flügeltüren wurden mit Schweißbrenner und Nägeln zu Barrikaden verarbeitet; Wände mit Parolen beschmiert, aus den Mauern gebrochene Steine als Wurfgeschosse gestapelt, Leitungen herausgerissen - Bilder, die selten in Medien zu sehen sind. Und man fragt sich auch, warum ein kleiner Privatsender eine spannende Doku-Serie über die Polizei zusammenbringt - und nicht der ORF.