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Ally und Julia

Von Gerald Schmickl

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Während die Justiz im so genannten "wahren Leben" (wahrscheinlich weil so vieles falsch läuft) großteils in Männerhand ist, wird sie im Fernsehen zunehmend zur Frauensache · wie nicht zuletzt zwei

Erfolgsserien zeigen: "Ally McBeal" und "Julia · Eine ungewöhnliche Frau". Die Anwältin und die Richterin. Amerikanische Großstadt und niederösterreichische Kleinstadt.

Während die großäugige Ally mit Slapstick-Fantasien und Situationskomik durch ihre Fälle (und ihr Leben) stolpert, schreitet Julia mit würdiger Grandezza durch die niedergekommene Provinz. Seit

letzten Montag wieder am wöchentlichen Spielplan (wo sie mit 19-Prozent-Quote die peinliche "Krone-Fußballer-Gala" gleich um mehr als das Doppelte übertraf), ist "Julia" auch in den neuen

Folgen ganz auf ihre Hauptdarstellerin zugeschnitten: als Paraderolle der Christiane Hörbiger, deren resolutem Charme nicht nur Retz erliegt. Damenhaft und doch zupackend, verständnisvoll und

zugleich streng, so emotional wie rational: Da wird jener geglückte bürgerliche Charakter dargestellt, der in Österreich deswegen so lebensnah wirkt, weil er in der Realität fast nie vorkommt. (Die

Hörbigers waren schon immer dessen Idealbesetzung.)

"Ally McBeal" ist weniger idealistisch angelegt, außerdem mehr eine quirlige Ensembleleistung denn ein Einzelauftritt und als Serie wesentlich geglückter, weil witziger und spritziger. Für Sympathie

und beruflichen Erfolg müssen freilich sowohl Ally als auch Julia büßen: Privates Glück bleibt ihnen versagt. Es wäre des Guten zu viel (haben sich wahrscheinlich die männlichen Script-Schreiber

gedacht).