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Alpbach: Abschied vom VP-Stallgeruch

Von Walter Hämmerle

Politik

Rekordbesuch und Absagenflut. | Thema 2006: Suche nach Sicherheit und Berechenbarkeit. | Wien. Die Bilanz des diesjährigen Europäischen Forums im Tiroler Bergdorf Alpbach, das am vergangenen Wochenende zu Ende ging, fällt zwiespältig aus. Einerseits beglückte ein neuer Teilnehmerrekord die Veranstalter, andererseits wurde die Bilanz von einer Absagenflut getrübt.


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Diesbezüglich sorgten insbesondere die zahlreichen Minister-Absagen für Gesprächsstoff. Forum-Präsident Erhard Busek hatte in einem Interview die Parteien zur personellen Erneuerung aufgerufen, was allseits als wenig verklausulierte Rücktrittsaufforderung an VP-Chef Schüssel aufgefasst wurde. Ein Zusammenhang zwischen Absagen und Aussagen war - trotz aller Dementis - schnell hergestelt.

Öffentlich weitgehend unbemerkt versagten jedoch auch zahlreiche eingeladene internationale Referenten dem Forum ihre Anwesenheit. Für Busek ist dies eine allgemeine, wenngleich bedauerliche Entwicklung auf internationalen Kongressen, da Referenten sich immer später auf Termine festlegen ließen. Künftig, so erklärt Busek gegenüber der "Wiener Zeitung", soll dies jedoch dadurch reduziert werden, dass lediglich diejenigen Referenten im Programm aufscheinen, die ihr Kommen fix zugesagt haben.

Die derzeit getrübte Stimmung zwischen Forum und Regierung will Busek jedenfalls nicht überbewerten: "Wir sind ein europäischer, kein österreichischer Kongress." Auf die Regierung sei man jedenfalls nicht angewiesen. Der Anteil der öffentlichen Subventionen belaufe sich lediglich auf 30 Prozent, und auch was die Kontakte zu ausländischen Regierungen angehe, liefen diese entweder über das Forum selbst bzw. über sein eigenes persönliches Netzwerk, stellt Busek klar.

Auch ein anderes Imageproblem sieht Busek nach den jüngsten Absagen endgültig gelöst: "Dass wir einen ÖVP-Stallgeruch haben, kann nun wohl niemand mehr behaupten. Manche Dinge haben eben auch einen positiven Nebeneffekt", schmunzelt der Ex-VP-Chef.

Das Generalmotto für 2006 steht laut Busek ebenfalls bereits fest: Alpbach wird sich im kommenden Sommer den "Quests for Certainity und Security", also der Suche nach Gewissheiten und Sicherheiten widmen. Ob dann die Minister wieder zuhauf ins Dorf der Denker pilgern? "Ich sage nur: Das nächste Jahr wird ein Wahljahr sein", so Busek.