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Alpha-Tier darf VW nicht lenken

Von WZ Online

Wirtschaft
Wiedeking ist weg, VW wird teilweise arabisch.
© VW

Wendelin Wiedeking galt bis zum Schluss an der Spitze von Porsche als Machtmensch, Sturkopf und Provokateur, der sich nicht in die Knie zwingen lassen will. Schließlich aber scheiterte er an seinem ehrgeizigsten Projekt - der Übernahme des Autoriesen Volkswagen durch den viel kleineren Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche.


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Zuletzt war das Tauziehen um die Macht in einem gemeinsamen Autoimperium so weit eskaliert, dass Wiedeking als Reizfigur und ausgemachter Intimfeind von VW-Patriarch Ferdinand Piëch keine andere Möglichkeit als der Rückzug blieb. Ende Juli musste er seinen Hut nehmen.

In dem monatelangen Ränkespiel um die Zukunft von VW und Porsche, das nun auch ein juristisches Nachspiel hat, hatte sich der 56-Jährige viele Feinde gemacht. Dem VW-Aufsichtsratschef Piëch war das "Alphatier-Auftreten" des Managers schon lange ein Dorn im Auge. Außerdem wurde Wiedeking dem Porsche-Miteigentümer zu mächtig, nachdem der Porsche-Chef immer unverblümter kundtat, bei VW Porsche-Sitten einführen zu wollen.

Auch viele andere in Wolfsburg waren irritiert. Wiedeking mische sich zu sehr ein, lautete der Vorwurf hinter vorgehaltener Hand. Schon früh hatte der Porsche-Boss seine Linie deutlich gemacht: Bei VW dürfe es keine "heiligen Kühe" geben - in Wolfsburg ein nicht vergessener Angriff auf die bei VW herrschende Konsens-Kultur, mit einer starken Mitbestimmung, Haustarif und einer traditionell mächtigen IG Metall.

Lange parierte der als stur geltende Westfale alle Angriffe erfolgreich. Vor allem auch dank der schützenden Hand des anderen Alphatieres in der Familie der Porsches und Piëchs - Wolfgang Porsche. Zuletzt entzog aber auch "WoPo", wie der Spitzname des Aufsichtsratschefs lautet, Wiedeking das Vertrauen.

Zuvor hatte Wiedeking lange als Retter von Porsche gegolten. Als er 1992 erst Vorstandssprecher wurde und ein Jahr später als Vorsitzender das Ruder übernahm, lag das renommierte Unternehmen derart am Boden, dass sogar eine Übernahme möglich erschien. Der studierte Maschinenbauer schaffte es, Überkapazitäten in Produktion und im Personalbereich in Stuttgart-Zuffenhausen abzubauen und Porsche zum profitabelsten Autobauer der Welt zu machen. Mit einem geschätzten Einkommen von 80 Millionen Euro für das vergangene Geschäftsjahr ist er der am besten verdienende Manager Deutschlands.

(APA)