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Alpine-Baustellen anzubringen wird zum Spießrutenlauf

Von Karl Leban

Wirtschaft

Insolvenzexperte Kantner rechnet mit Anstieg der Passiva auf 2,8 Milliarden Euro.


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Wien. Von der Alpine bleibt künftig nichts übrig. Nach der gescheiterten Auffanglösung wird der insolvente Bauriese nun zerstückelt. wobei alles das, was sich verwerten lässt, zu Geld gemacht werden soll. Wer aber übernimmt die Alpine-Baustellen? Diese Frage ist vorerst noch ungeklärt. Insolvenzverwalter Stephan Riel wartet jetzt jedenfalls auf Angebote. Geplant ist, möglichst viele Baustellen mitsamt den Mitarbeitern an interessierte Unternehmen aus der Branche zu übergeben - und das rasch.

Dabei zeichnet sich jedoch ein Spießrutenlauf ab. Denn viele Aufträge hatte die Alpine nur deshalb bekommen, weil sie der Billigstbieter war. "Ihre Preisangebote lagen oft sogar um ein Viertel unter denen von Mitbewerbern", sagen Branchenkenner. Und das macht es nun schwierig, Alpine-Baustellen anzubringen. Zumal andere Baufirmen nicht bereit sein dürften, diese Projekte zu Alpine-Preisen fortzuführen. Etliche Bauherren (Auftraggeber) werden daher wohl zusätzliches Geld flüssigmachen müssen, damit Firmen wie Strabag, Porr, Habau oder Swietelsky "anbeißen".

Das könnte vor allem auch öffentliche Stellen sowie ÖBB und Asfinag treffen und deren Rechnungen für fertigzustellende Bauprojekte kräftig verteuern, wie es in Insiderkreisen heißt. Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 kritisiert das in Österreich verbreitete Billigstbieterprinzip schon seit Jahren. Die heimischen Baufirmen hätten dadurch zwar volle Auftragsbücher, seien aber renditeschwach.

"Für diese Entwicklung trägt die öffentliche Hand eine Mitverantwortung", sagt Kantner. Er rät den Bauherren, sich künftig am Schweizer Modell zu orientieren. Dabei wird von den Angeboten aller Anbieter ein Durchschnittspreis ermittelt, und die Baufirma, die mit ihrem Angebot am nächsten beim Durchschnittpreis liegt, bekommt dann den Zuschlag.

Täglich "wird weitergebaut"

Im Übrigen ist die Großbaustelle Wiener Hauptbahnhof von der Alpine-Pleite laut ÖBB nicht betroffen. "Es wird jeden Tag weitergebaut", zitiert die Austria Presse Agentur den Sprecher der Staatsbahn, Michael Braun. Bei diesem Riesenprojekt - die Vollinbetriebnahme ist für Dezember 2015 geplant - war die Alpine Bau Teil einer Arbeitsgemeinschaft mit Strabag, Porr und Pittel & Brausewetter. Ihren Platz haben nun diese drei Firmen übernommen. Denn in Bezug auf die vertraglich zugesicherte Bauleistung ist eine Solidarhaftung der Konsortialpartner fix vorgeschrieben. Das ist auch der Grund, warum das Fortführen von Baustellen, wo die Alpine gemeinsam mit Partnerfirmen tätig war, ohne größere Probleme möglich sein sollte.

Unterdessen geht Insolvenzexperte Kantner davon aus, dass die Passiva der Alpine Bau wegen der nunmehrigen Zerschlagung noch ansteigen - und zwar von bisher rund 2,6 auf mindestens 2,8 Milliarden Euro. Hingegen dürften die Aktiva (660 Millionen Euro) weiter sinken, weil sich die Werte der Baustellen zu verringern drohen. Kantner rechnet auch noch diese Woche mit dem Insolvenzantrag der Alpine-Konzernholding.