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Alpine-Pleite: Vorerst mehr als 3900 Jobs gerettet

Von Karl Leban

Wirtschaft

Ansprüche an Insolvenzentgeltfonds dürften 70 Millionen Euro übersteigen.


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Wien. Zumindest was die Arbeitsplätze betrifft, hätte der volkswirtschaftliche Schaden durch die Mega-Pleite der Alpine Bau viel größer sein können. Etwas mehr als ein Monat nach dem Zusammenbruch des Salzburger Unternehmens hängen "nur" noch 986 der insgesamt 4905 unmittelbar bedrohten Arbeitsplätze in der Luft. Das Gros der Jobs ist mittlerweile gerettet - konkret 3919, das sind fast 80 Prozent. Diese Zahlen gab der Chef der Baugewerkschaft, Josef Muchitsch, am Donnerstag bekannt.

Die Freude könnte jedoch verfrüht sein. De facto sind nämlich jene Mitarbeiter, die nun von anderen Baufirmen weiterbeschäftigt werden, im Zuge regionaler Auffanglösungen für stillstehende Alpine-Baustellen übernommen worden. Sobald die jeweiligen Projekte fertiggestellt sind, könnte ein Teil dieser früheren Alpine-Mitarbeiter den Job wieder verlieren. Das ist nicht auszuschließen. Und deshalb soll es bereits ab August in allen Bundesländern, in denen die Alpine tätig war (in Vorarlberg nicht), Arbeitsstiftungen geben. Die sind jetzt einmal aber für jene ehemaligen Alpine-Beschäftigten vorgesehen, die derzeit noch ohne Job dastehen.

Insolvenzentgeltfonds blutet

Wieviele Leute die Arbeitsstiftungen mit deren Angeboten für Weiterbildung und Umschulung tatsächlich in Anspruch nehmen, ist noch unklar. Denn bis Anfang August werde sich noch einiges tun, sagt Baugewerkschafter Andreas Huss. So wollen heimische Baufirmen wie Swietelsky und Habau noch bis zu 300 bzw. 150 Alpine-Leute übernehmen, wenn sie weitere Baustellen aus der Konkursmasse dazubekommen. Rund 200 der insgesamt zirka 1400 Alpine-Baustellen im Inland wären noch zu vergeben.

Die größte Pleite in der Zweiten Republik kommt den Insolvenzentgeltfonds unterdessen teuer zu stehen. Laut Huss summieren sich die Ansprüche ehemaliger Alpine-Mitarbeiter bisher auf 52 Millionen Euro. Was in dieser Zahl noch fehlt, sind vor allem die Ansprüche jener 100 Verwaltungsmitarbeiter, die vorläufig weiterhin tätig sind (auf bis zu drei Monate befristet). Sie helfen dem Insolvenzverwalter, die Konkursmasse abzuwickeln. Am Ende dürften die Ansprüche an den Fonds jedenfalls die Marke von 70 Millionen Euro übersteigen, schätzt die Baugewerkschaft.

Wie berichtet, wird die Alpine liquidiert. Alles, was Geld bringt, wird veräußert. Die Gläubiger haben jedoch wenig zu erwarten, eine Befriedigungsquote unter zehn Prozent gilt bei Kreditschützern inzwischen als so gut wie sicher. Die Passiva betragen mindestens 2,8 Milliarden Euro.

Als Garantiegeber ist auch der Bund von der Insolvenz betroffen, für ihn geht es um 150 Millionen Euro. Er dürfte einer der größten Gläubiger sein.

Verkauf von Töchtern läuft

Der Abverkauf von Alpine-Firmen ist bereits voll im Gang. Erst am Mittwoch bekam die K.E.M. Bau den Zuschlag für die Konrad Beyer & Co Spezialbau. Weitere Verkäufe betrafen die Alpine-Tochter Klöcher (an die Baufirma Granit), die Ökotechna und Straka Bau (jeweils an Habau), die Universale (an die Bahnbau Wels GmbH), die Hazet (an ein Konsortium um die Bauservice-Fuhs GmbH) und die Schauer Eisenbahnbau (an Swietelsky).