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Alpine wird nun zerschlagen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Gläubiger müssen jetzt mit Quote von deutlich weniger als 20 Prozent rechnen.


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Wien. Bei der insolventen Alpine Bau wird in den nächsten Wochen und Monaten kein Stein auf dem anderen bleiben. Alles, was Geld bringt, wird Masseverwalter Stephan Riel verkaufen. Alles andere wird er stilllegen und zusperren, nachdem eine Auffanggesellschaft für den Salzburger Bauriesen in der Nacht auf Montag an der Finanzierung und an offenbar zu hohen Risiken gescheitert ist. Die Zerschlagung ist nun traurige Gewissheit.

Mehr als 4900 Alpine-Mitarbeiter in Österreich, die von der Pleite unmittelbar betroffen sind, zittern um ihren Job. Ihre Löhne und Gehälter werden vorerst aus dem staatlichen Insolvenzentgeltfonds bezahlt. Die Alpine-Pleite ist mit mehr als 2,6 Milliarden Euro Passiva die größte in der Geschichte der Zweiten Republik. Wegen Lieferstopps der Zulieferer herrscht derzeit auf den 1400 Alpine-Baustellen in Österreich stark eingeschränkter Betrieb.

Außerdem hängen im Ausland fast 1600 Mitarbeiter in der Luft - so vor allem in Deutschland, wo die dortige Tochter in der vergangenen Woche ebenfalls Insolvenz anmelden musste.

31 Betriebsversammlungen

Riel hat am Montag beim Insolvenzgericht jedenfalls die Schließung der Alpine beantragt. Damit "enden die Arbeitsverhältnisse jedoch nicht", betont der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz, Josef Muchitsch. "Nach Genehmigung des Schließungsantrags bleiben diese noch einen Monat lang weiter aufrecht." Deshalb sollten die Alpine-Beschäftigten keine voreiligen Schritte "in Richtung Kündigung" setzen. Die Gewerkschaft will insgesamt 31 Betriebsversammlungen durchführen, um die unmittelbar Betroffenen über ihre rechtlichen Möglichkeiten zu informieren.

Derzeit verhandelt Insolvenzverwalter Riel mit Interessenten aus der Baubranche (darunter etwa Porr, Strabag und Habau) über die Weiterführung einzelner Unternehmensteile und der Baustellen. Riel sollen dabei zumindest regionale Lösungen mit der Übernahme möglichst vieler Baustellen und Arbeitnehmer in den Bundesländern angeboten worden sein.

Gläubigerquote viel geringer

Muchitsch setzt große Hoffnungen in die nun angestrebten regionalen Übernahmelösungen. Laut seinen Angaben geht es um ein vorhandenes Auftragsvolumen in Höhe von rund 800 Millionen Euro.

Dass eine Auffanglösung für die Alpine Bau gescheitert ist, hat für deren rund 8000 Gläubiger (Banken, Lieferanten, Bund) schwerwiegende Folgen. Sie müssen nun damit rechnen, deutlich weniger als die von der Alpine im Insolvenzantrag angebotenen 20 Prozent zu bekommen, wie Hans-Georg Kanter vom Kreditschutzverband von 1870 sagt. Mit der jetzigen Zerschlagung ist auch der Sanierungsplan des Alpine-Managements - über ihn hätte im September abgestimmt werden sollten - hinfällig geworden. Für den Plan wären 60 Millionen Euro an Krediten und 250 Millionen Euro Haftungen notwendig gewesen.