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Als die AG verliert, knallen die Sektkorken

Von Bettina Figl

Politik

Grüne für Café Rosa abgestraft


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Wien. Während am Buffet Lasagne vor sich hinköchelt, heißt es in der Wahlzentrale der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) in der Taubstummengasse für die Vertreter der einzelnen Fraktionen vorerst abwarten und Bier trinken.

Erst als kurz vor 22 Uhr das Ergebnis der Uni Wien eintrifft, kocht auch die Stimmung: Der Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) hält an der größten Uni des Landes mit fast 23 Prozent die Mehrheit und löst damit die Grünen und Alternative Studenten (GRAS) ab (beide halten nun sieben Mandate). Die GRAS liegt nun auf Platz 2 und hat gegenüber 2011 fast 9 Prozent der Stimmen verloren, was vermutlich auf das Finanz-Debakel um das Café Rosa zurückzuführen ist. Mit 22 Prozent der Stimmen ist die GRAS an der Uni Wien damit fast gleichauf mit der AktionsGemeinschaft (AG), sie verlieren fast 5 Prozent – trotz Schmutzkübelkampagne gegen das Café Rosa. Auf Platz Vier befinden sich die Jungen Liberalen (JuLis) mit 8 Prozent.

"Ich bin wahnsinnig glücklich", sagt Julia Freidl, Spitzenkandidatin des VSStÖ. Sie will den Sieg an der Uni Wien nicht auf das Café Rosa zurückführen, sondern sagt: "Wir haben einen kompetenten und konstruktiven Wahlkampf geführt." Für die kommenden zwei Jahre habe sie sich "einen Haufen vorgenommen", unter anderem einen Werkvertrags-Check für Studenten.

Hochstimmung nach 20 Uhr

Die ersten Sektkorken knallten aber schon kurz nach 20 Uhr: Dass die ÖVP-nahe AktionsGemeinschaft (AG) zuzurechnende Medizinerunion (ÖMU) an der Medizin-Uni Wien eine herbe Niederlage hinnehmen muss, wird von der GRAS, dem VSStÖ und der Fraktion Engagierter Studierender (FEST) sowie von den Fachschaftslisten (FLÖ) gefeiert. Letztere haben an diesem Abend allerhand Grund zu feiern: bei ihrem ersten Antreten haben sie die absolute Mehrheit an der Medizin-Uni Wien geholt. Bereits kurz vor 20 Uhr sagte Spitzenkandidat Florian Kraushofer, damit sei sein Wahlziel bereits erfüllt. "Es läuft ganz großartig", sagt Martin Schott, bisheriger ÖH-Vorsitzender (ebenfalls FLÖ). Zum Ergebnis der Medizin-Uni sagt er: "Es ist fast absurd, wie gutes läuft." An der Medizin-Uni hat die ÖMU hat mehr als die Hälfte der Stimmen verloren. "Ich führe das auf die Schmutzkübelkampagne der Opposition zurück, aber 2015 schaut die Welt schon wieder ganz anders aus", sagt dazu Florian Lerchbammer von der AktionsGemeinschaft (AG).

Kurz vor 21 Uhr besuchte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle die Wahlzentrale und wiederholte seinen Wunsch nach hoher Wahlbeteiligung und gesteht gegenüber der "Wiener Zeitung": "Ich habe als Student manchmal gewählt, aber nicht immer", später, als Lehrender, habe er das "hohe Engagement" der Studentenvertreter aber schätzen gelernt. Zur Wirkungsmacht der Studentenvertretung sagt er, diese könnte größer sein, würden sie nicht immer reflexartig ihre ideologischen Standpunkte vertreten. Er lobt aber auch, bei der Hochschulkonferenz habe die ÖH konstruktiv an Lösungen gearbeitet. Zudem kritisiert er die inhaltliche Nähe der Fraktionen: "Bei manchen Sachen sind sie so ähnlich, dass sie sich kaum unterscheiden". Mit einem Mandat an der Uni Wien sind auch die Piraten im Boot der Studentenverteter: "Alle Studenten können ihre Ideen miteinbringen, auf UniLiquid.at", sagt ihr Spitzenkandidat Markus Hohenecker. "Der Wahlkampf ist so anstrengend und treibt so absurde Blüten, ich bin einfach froh, wenn das vorbei ist", erklärt Claudia Gamon, Spitzenkandidatin der Julis . Kurz vor Redaktionsschluss lag nach 16 von 21 ausgezählten Unis die AG mit 15 Mandaten in der Bundesvertretung in Führung.