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Warmes Daunenkleid für kleine Tyrannosaurier. | Forscher finden immer mehr Fossilien. | Berlin. Weiche, warme Daunenfedern passen nicht so recht zum weit verbreiteten Bild der Tyrannosaurus-Gruppe. Gehörte doch der Tyrannosaurus Rex mit seinem 150 Zentimeter langen Schädel und einem Gebiss, dass auch stärkere Knochen zermalmen konnte, zu den größten Raubtieren aller Zeiten. Er wurde mit dem Beinamen "Schreckenssaurier" versehen.
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Die Verwandtschaft von T-Rex war jedoch keineswegs nur riesig und furchterregend. Ganz im Gegenteil - viele Jahrmillionen lang gehörten wohl auch kleinere Tiere von der Größe eines Menschen zur Gruppe der Tyrannosauroidae. Das berichten Stephen Brusatte vom American Museum of Natural History in New York und seine Kollegen im Fachmagazin "Science". Für die kleinen Tyrannosaurier waren wärmende Federkleider wohl recht praktisch.
Weshalb trotzdem der riesige, rund fünf Tonnen schwere Zweibeiner Tyrannosaurus Rex das Bild der Gruppe prägt, erklärt der Dinosaurier-Spezialist Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München. "In den letzten 20 Jahren hat sich bei den Tyrannosauroidae einiges getan", betont er: Nachdem 1905 Tyrannosaurus Rex erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde, waren lange nur vier weitere, nahe verwandte Arten bekannt. Alle waren Elefanten-große Riesenechsen. Dann aber wurden immer neue Arten entdeckt, allein 2009 kamen sechs neue Tyrannosaurus-Arten dazu.
Viele der Neuentdeckungen waren eher klein. "Fossilien großer Arten bleiben eben besser erhalten", erklärt Rauhut. Stoßen Paläontologen dann doch einmal auf versteinerte Knochen einer kleineren Art, handelt es sich oft um Einzelstücke, die sich nur schwer einer Gattung zuordnen lassen. "Man könnte die Situation mit einer Safari in der afrikanischen Savanne vergleichen. Dort leben zwar viel mehr kleine Tiere, dem Besucher aber fallen vor allem die Elefanten, Giraffen und Büffel auf", sagt der Forscher.
In der ausgehenden Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren wimmelte es also nur so vor lauter Mini-Dinos der Ein-Kilogramm-Gewichtsklasse zwischen den Riesenechsen auf einem Globus, der deutlich wärmer war als heute. Manche lebten 100 Millionen Jahre vor T-Rex, erreichten aber nur ein Prozent seiner gigantischen Größe, schreibt Brusatte: Neun Meter Länge waren das obere Ende der Fahnenstange, wovon allerdings die Hälfte auf den Schwanz entfiel. "Erst in den letzten zehn oder 15 Millionen Jahren ihrer Entwicklung entstanden die Riesenformen, die gleichzeitig die Top-Raubtiere ihrer Zeit waren", fasst wiederum Rauhut zusammen.
Die kleinen und großen Arten dieser Gruppe liefen zudem gleichermaßen auf zwei Beinen. Sie ähneln damit nicht nur den Menschen, sondern auch den Vögeln, die in der Entwicklungsgeschichte zu den Dinosauriern gehören.
Fundgrube feuchte Gebiete
Vor 130 Millionen Jahren lebte ein rund 150 Zentimeter langer Tyrannosaurus, dessen Fossilien Hinweise auf urtümliche Federn aufweisen. Ob ein solches Daunenkleid viele Tyrannosaurier wärmte, wissen die Paläontologen noch nicht, weil Spuren von Federn nur unter außergewöhnlichen Umständen die Jahrmillionen überdauern. Große Tiere in einer warmen Welt können dagegen - ähnlich der heutigen Elefanten und Nashörner - auf solch wärmende Hüllen verzichten.
Die meisten Tyrannosaurus-Fossilien stammen aus feuchteren Regionen. "Das mag auch daran liegen, dass sich Überreste von Tieren in Wüsten schlechter erhalten", vermutet Rauhut. Computersimulationen und Analysen der Fossilien liefern auch Hinweise auf die Verhaltensweise der Tiere. So konnten wohl auch die großen Arten schnell laufen. Sie erreichten aber mit 18 bis 40 Stunden-Kilometern nicht das Tempo heutiger Rennpferde, die mit mehr als 70 Stunden-Kilometern galoppieren. Aktive Jagd und Aas lieferte Tyrannosaurus-Arten Fleisch. Vermutlich lebten die Tiere auch gern in Gruppen. Zunehmend kristallisieren sich Eigenschaften der Tyrannosaurier heraus, die sich vom herkömmlichen Bild unterscheiden. "Tyrannosaurus Rex war nur die Spitze des Eisbergs in dieser Gruppe", sagt Rauhut. Daunenfedern passen also durchaus zu den Schreckenssauriern.