Im Jahr 12 nach dem Börsengang steht die TA-Aktie wieder nahe am Startkurs.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. "Ich bin am Ende einer langen Reise", erklärte Telekom-Chef Heinz Sundt freudestrahlend, als am 21. November 2000 in der Wiener Börse der Start der TA-Aktie an der New Yorker Wall Street via Großleinwand übertragen wurde. Zwar musste damals bei denkbar schlechten Rahmenbedingungen am unteren Ende des angestrebten Preisbandes von 9 bis 12 Euro pro Aktie verkauft werden und die weltweite Krise des gesamten "New Economy"- Sektors riss den Kurs des Papiers schließlich wenige Wochen später nach einer überraschenden Gewinnwarnung um noch ein gutes Drittel nach unten.
Der Börsegang sei aber dennoch ein "Elementarereignis für Österreich", betonte der damalige ÖIAG-Chef Johannes Ditz: Binnen nur zweier Jahre habe das Unternehmen, das 1998 aus der Post und Telekom Austria (PTA) abgespalten wurde, die Wende vom Staatsbetrieb zur Publikumsgesellschaft vollzogen. Die damals zuständigen Minister Grasser (Finanzen) und Forstinger (Infrastruktur) verteidigten den Börsengang und Zeitpunkt für die Einführung der "Volksaktie" - der Erfolg für Investoren werde sich langfristig zeigen. Er, Grasser, habe selbst nicht gekauft - aber nur, um sich nicht dem Vorwurf des Insiderhandels auszusetzen.
Und als Sundt, der sich lange gegen seine immer wieder kolportierte Ablöse wehrte, dann Ende Mai 2006 das Zepter an seinen Kronprinzen und Mobilkom-Chef Boris Nemsic übergab, bilanzierte er durchaus selbstbewusst: "Nemsic befindet sich in den komfortabelsten Startlöchern, die man sich vorstellen kann", das Unternehmen stehe mit "hervorragender Bilanz und hervorragendem Ausblick" da. Die TA habe seit dem Börsengang mehr als fünf Milliarden Euro an Marktwert gewonnen und sei in Südosteuropa strategisch hervorragend positioniert.
Ende 2004 hatte die Staatsholding ÖIAG schließlich ihren Anteil auf 30 Prozent reduziert: In "einer der erfolgreichsten Transaktionen aller Zeiten" verkaufte sie 85 Millionen TA-Aktien binnen vier Stunden um 13,05 Euro an "nationale und internationale Investoren" und streifte 1,1 Milliarden Euro ein.
Zehn, zwölf Jahre später . . .
Zehn Jahre nach dem ersten Läuten der Wall-Street-Glocke bilanzierte die APA in einem Jubiläumsartikel trocken: "Zehn Jahre später liegt der Kurs nun bei rund 11 Euro, an der Börse in New York ist die Telekom mittlerweile nicht mehr gelistet."
Bis zum Jahr 2007 ging es mit dem Börsenkurs aufwärts, der Spitzenwert der Aktie lag bei 21,35 Euro. Danach ging es bis zum Jahr 2009 wieder steil bergab, eine Zeit lang blieb der Kurs stabil bei rund 10 Euro, zuletzt im Herbst 2011 fiel sie unter sieben Euro. Die ÖIAG will ihre 28 Prozent behalten.
Nach dem Ausstieg der Telecom Italia gab es immer wieder Gerüchte um den Einstieg anderer Großinvestoren. Von russischen Oligarchen war die Rede, auch der hinter dem mittlerweile 20 Prozent haltenden Investor Ronald Pecik stehende ägyptische Orascom-Besitzer und Milliardär Naguib Sawiris war schon vor Jahren im Gespräch.
Swisscom kommt, Swisscom kommt nicht, hatte es noch unter Minister Grasser geheißen. Kurz vor dem endgültigen Aus (und gewaltigen Kursverlusten) im August 2004 gab es hohe Umsätze. Die Finanzmarktaufseher prüften auf Insiderhandel: ohne Ergebnis. Einen anderen sehr kurzfristigen Kurssprung vom Februar 2004 prüfen nun Justiz und Parlament: Das Management soll sich damit Vorteile in Millionenhöhe verschafft haben. Die TA-Aktie schloss am Donnerstag trotz tiefroter Zahlen um fast 3 Prozent höher bei 8,80. Fast wieder am Ausgabekurs.