Burgstaller sieht Ende des "barocken Stils" als ihr politisches Vermächtnis.
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Salzburg. "Salzburg schaut nach vorne", stand auf den Stehplakaten hinter Gabi Burgstaller, als sie am Vortag ihres letzten Amtstages als Landeshauptfrau von Salzburg am heutigen Dienstag ihre Bilanz von 19 Jahren in der Landespolitik zog. Die Plakatständer sind Relikte aus dem Wahlkampf, der letztlich zu Burgstallers Abschied aus der Politik führte, und waren nicht Motto für Burgstallers Abschieds-Pressekonferenz.
In dieser positionierte sich Burgstaller noch einmal als Sozialpolitikerin und sprach vor allem über Vergangenes. Am Mittwoch wird ihr bisheriger Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP) zum Landeshauptmann gewählt.
Nach vorne schaute Burgstaller erst auf Nachfrage, was wohl auch daran liegt, dass die 50-Jährige ihre eigene Zukunft noch nicht geklärt hat. "Ich bin am Sondieren, es gibt ein paar inhaltlich interessante Angebote", sagte sie. Zunächst werde sie aber "einige Wochen pausieren". "Ich bin durchaus erschöpft nach den vergangenen Monaten. Ich brauche eine Pause zum Regenerieren", sagte Burgstaller. Eine Rückkehr in die Arbeiterkammer, in der sie vor ihrer Zeit in der Politik tätig war, sei eine Möglichkeit. "Es gibt zwei Bereiche, die mich interessieren. Was klar ist: Wenn, dann will ich ein Projekt übernehmen und keine Funktion", erklärte Burgstaller.
Als übergeordnetes Fazit ihrer neun Jahre als Landeshauptfrau bezeichnete die gebürtige Oberösterreicherin eine Modernisierung Salzburgs. "Salzburg ist ein Stück moderner geworden. Wir haben die Politik barocken Stils hinter uns gelassen", meinte Burgstaller. Triebfeder ihres Handelns sei "das bestmögliche Erreichen von Chancen für alle Menschen" gewesen. In diesem Zusammenhang sprach Burgstaller vom Erfolgsprojekt "Lehre mit Matura", das sie österreichweit habe verwirklichen können. Dieses Projekt wird in der Öffentlichkeit allerdings eher mit dem ehemaligen Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung, Egon Blum, in Verbindung gebracht.
"Die Hochzeit der großen Koalition ist vorbei"
Tatsächlich mitgeprägt hat Burgstaller die von ihr ebenfalls angesprochene Reform der Schulverwaltung, die vergangene Woche durch den Ministerrat ging. Ihr Fokus als Landespolitikerin lag aber woanders, so Burgstaller: "Wenn man in der Landespolitik tätig ist, hat man vor allem die soziale Absicherung der Menschen zu gestalten." Dabei kam der ersten Landeshauptfrau von Salzburg ihre Nähe zu den Menschen zugute, glaubt sie selbst.
"Von den Problemen der Menschen erfährt man dann, wenn man ganz nahe dran ist", sagt Burgstaller. Ihre offene Art wird als Hauptursache dafür gesehen, dass die SP-Politikerin im an sich konservativen Salzburg zweimal zur Landeshauptfrau gewählt wurde. Die 23,8 Prozent bei der Landtagswahl - der gleiche Wert wie bei der letzten Nationalratswahl in Salzburg -wären die rote Kernwählerschaft, glaubt Burgstaller. In der Zukunft sei ausschlaggebend, ob man, wie bei Burgstallers Wahlsiegen, wieder andere Gesellschaftsschichten erreichen könne.
Auf Nachfrage äußerte sich Burgstaller auch noch einmal zur Bundespolitik. Das Land sei bereit für neue Koalitionsformen, die Hochzeit der großen Koalition sei vorbei. Mit dieser bundespolitischen Ansage wird Burgstaller, anders als in der Vergangenheit, wohl nicht mehr für große Aufregung sorgen.