Spittaler Bürgermeister schließt Koalition nach der Wahl aus.
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"Wiener Zeitung": In den Umfragen schaut es ja gar nicht schlecht aus für Sie und das Team Stronach. Überrascht Sie das?Gerhard Köfer: Das sind Momentaufnahmen, die ich nicht bewerten möchte. Das Minimalziel ist der Einzug in den Landtag. Optimal wäre ein Regierungsmandat, also 11, 12 Prozent.
Für das Regierungsmandat müssten Sie Ihren Job als Bürgermeister von Spittal aufgeben.
Die Frage, wer in die Regierung einzieht, ist intern noch nicht geklärt.
Aber Sie sind Spitzenkandidat. Glauben Sie nicht, dass die Wähler Sie in der Regierung sehen wollen?
Was die Kärntner wollen, wird das Wahlergebnis zeigen. Sollte der Wunsch nach einer Regierungsbeteiligung deutlich im zweistelligen Bereich liegen, wird sich das Team Stronach der Aufgabe und Verantwortung stellen.
Sie haben jegliche Koalition bereits ausgeschlossen. Wieso eigentlich?
Ich gehe davon aus, dass es keiner Partei gelingen wird, so wie derzeit eine absolute Mehrheit in der siebenköpfigen Landesregierung zu haben. Wir werden daher einen neuen Weg gehen und jede gute Idee unterstützen und auch für unsere eigenen Vorstellungen jeweils Partner suchen. Das funktioniert. Da muss ich mich nicht vor der Wahl mit jemandem ins Bett legen.
Heißt das, Sie sind für das herrschende Proporzsystem - aber halt mit wechselnden Mehrheiten?
Nein, wir sind Gegner des Proporzes. Ich hätte lieber eine klare Trennung.
Aber dann müssten Sie ja möglicherweise eine Koalition eingehen.
Wie erwähnt, die Wahl wird entscheiden. Wir werden uns von niemandem politisch vereinnahmen lassen. Zum Steigbügelhalter eignen wir uns nicht. Mit Unterstützung des Teams Stronach wird derjenige zum Landeshauptmann gewählt werden, der ein Programm vorlegen kann, das unsere Werte teilt.
In Kärnten hat auch schon die drittstärkste Partei den Landeshauptmann gestellt. Wäre das für Sie als Dritter vorstellbar?
Die Position des Landeshauptmanns ist schon so inflationär besetzt, sogar der fünfte in den Umfragen will es werden. Ich finde es aber auch kindisch, zu sagen: "Wenn ich nicht Landeshauptmann werde, trete ich zurück." Das beeindruckt ja niemanden. Wenn Peter Kaiser (SPÖ-Spitzenkandidat, Anm.) sagt, wenn er nicht Landeshauptmann wird, verlässt er die Politik - ja was wird der denn machen? Der hat ja gar keine Alternative als in der Politik zu bleiben.
Hab Sie eine Alternative?
Ich bin nicht von der Politik abhängig. Ich bin in keinem System gefangen, weil ich nicht im System groß geworden bin. Natürlich gibt es ein Ablaufdatum, aber ich würde Kärnten gerne noch zum Positiven verändern. Trotzdem will ich nicht als Politgreis enden, den keiner mehr sehen will.
Ihren Wechsel zum Team Stronach haben Sie damit begründet, dass in der SPÖ die Entscheidungen von einer kleinen Clique getroffen werden. Aber auch Frank Stronach ist nicht dafür bekannt, auf die großen Gremien zu setzen, sondern dass Entscheidungen auch eher aus einer Hand kommen.
Diese Erfahrung habe ich nie gemacht. Wenn er jemandem vertraut, dann lässt er ihn gewähren. Und das ist in Kärnten der Fall.
Der frühere SPÖ-Klubobmann Karl Markut ist zum Team Stronach gegangen, weil ihm die Kärntner SPÖ "zu links" geworden ist. Unterschreiben Sie das?
Die Kärntner SPÖ ist weder links noch rechts angesiedelt. Sie ist nicht greifbar. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen zehn Jahren ein echtes Thema aufgegriffen und durchgesetzt hätten.
Eines der drängendsten Probleme Kärntens ist der gewaltige Schuldenberg ...
Das hat oberste Priorität. Es wird Zeit, dass wir Kärnten die Wahrheit sagen. Wir brauchen ein Schuldenregulierungsverfahren. Da muss man auch weniger populäre Maßnahmen setzen, daran führt kein Weg vorbei.
Welche unpopulären Maßnahmen?
Kärnten hat ja bereits alles verscherbelt: die Wohnbauförderung, Anteile an der Kelag, sämtliche Immobilien ausgelagert. Jetzt gilt es anzuschauen, was im Bereich der Verwaltung gemacht werden kann.
Laut Rechnungshof hat Frank Stronach seiner Partei schon fünf Millionen Euro gespendet. Wie viel ging nach Kärnten?
Das kann ich nicht sagen. Aber wir haben den sparsamsten Wahlkampf aller Parteien. Wir beschäftigen zum Beispiel keine Agentur, sondern erstellen jedes Plakat, jede Broschüre, jeden Folder in Eigenregie. Frank Stronach, der Milliardär, der alles bezahlt - das ist ein Mythos. Er unterstützt uns natürlich auch finanziell, aber es wurden nicht die Schleusen geöffnet.
Im Herbst geht es fürs Team Stronach um die Nationalratswahl. Womit rechnen Sie im Bund?
Im Bund ist vieles möglich. Frank Stronach ist vielleicht der populärste politische Mensch, den Österreich je hatte. Mit "politischer Mensch" meine ich nicht "Politiker", denn das ist er nicht. Er hat als Visionär in der Wirtschaft viel geschafft und will dies nun auf andere Bereiche ausdehnen. Dass er jetzt die Politik mitbestimmen will, halte ich für ein großes Glück. Es geht ihm nicht um Ämter und Funktionen. Er gibt seine Lebenszeit und vor allem sein eigenes Geld her, damit sich etwas ändert. Das macht kein Zweiter.
Es wird aber auch viel Kritik laut.
Bis vor wenigen Monaten war er einer der anerkanntesten Österreicher überhaupt. Das gleiche Schicksal würde auch Dietrich Mateschitz passieren, würde er die politischen Systeme gefährden. Das ist die hässliche Maske der Parteisekretariate, die dann aktiv werden, wenn jemand gefährlich wird.
Aber hat er nicht eine stark verkürzte Politiksicht? Einen Staat kann man nun einmal nicht führen wie ein Unternehmen.
Das will er ja gar nicht. Er bringt Dinge auf den Punkt und verzichtet auf dieses ganze gefönte, gebriefte, geschnörkelte, beeinflusste Getue der Bundespolitiker.
Gerhard Köfer
Im Zivilberuf war Gerhard Köfer Gendarm, als er 1991 in den Stadtrat von Spittal an der Drau einzog. 1997 wurde er Bürgermeister der Kärntner Bezirksstadt, 2004 zudem Landtagsabgeordneter. Seit 2006 sitzt er im Nationalrat. Im August 2012 wechselte der 52-Jährige von der SPÖ zum Team Stronach.