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Alte Bekannte sind in Sri Lanka zurück an der Macht

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Der Rajapaksa-Clan bekleidet nun das Präsidenten- und Premiersamt. Er steht für religiöse und ethnische Polarisierung.


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Dubai/Colombo. Mit dem dunkelroten Tuch über seinem weißen Hemd gab Mahinda Rajapaksa ein gewohntes Bild ab. Der 74-Jährige sah am Donnerstag im Galle Face-Distrikt in Colombo so aus, als sei er nie weg gewesen. Von seinem Bruder Gotabaya Rajapaksa wurde er lächelnd zum Premierminister von Sri Lanka erklärt - nur knapp fünf Jahre, nachdem er die Macht hatte abgeben müssen.

Am Samstag war sein Bruder Gotabaya zum Präsidenten des südasiatischen Staates gewählt worden. Der 70-jährige Ex-Verteidigungsminister galt bei den meisten als Ersatzmann für Bruder Mahinda, der zwischen 2005 und 2015 selbst Präsident war und nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal antreten durfte.

Das Kalkül von Rajapaksa, vom Schock der Menschen nach der Terrorwelle zu Ostern zu profitieren, ist aufgegangen: Ende April kamen bei Anschlägen islamistischer Terroristen auf drei Kirchen und drei Luxushotels 259 Menschen ums Leben. Die Wähler favorisierten den starken Mann der Vergangenheit.

Helden für die einen, brutale Herrscher für die anderen

Für die einen sind die Rajapaksas Helden, die den 25-jährigen Bürgerkrieg gegen tamilische Separatisten beendeten, für die anderen steht die Familie für brutale Herrschaft und bodenlose Korruption. Als Verteidigungsminister war Gotabaya Rajapaksa für die weißen Transporter berüchtigt, mit denen Oppositionelle, Journalisten und bekannte Tamilen in Sri Lanka aufgriffen wurden. Viele verschwanden für immer.

Als der Bürgerkrieg gegen die Tamilen endete, prahlte sein Bruder Mahinda, dass "unsere Soldaten zur Kriegsfront mit dem Gewehr in der einen Hand und mit der Menschenrechts-Charta in der anderen Hand gingen". Mehr als 40.000 Zivilisten starben laut den Vereinten Nationen in der letzten Phase des Krieges - die meisten von ihnen Tamilen. Der Aufklärung von Kriegsverbrechen widersetzten sich die Rajapaksas stets. Gotabaya hat bereits angekündigt, alle Armeeangehörigen, die wegen Kriegsverbrechen verurteilt sind, zu begnadigen.

Die Rajapaksa-Familie hat ihre politische Heimat im Süden des Inselstaates, wo die Mehrheit der Bevölkerung buddhistische Singhalesen sind. Statt für Versöhnung stehen die Rajapaksas für religiöse und ethnische Polarisierung. Gotabaya wird als Kraft hinter der notorischen Bodu Bala Sena-Organisation, einem buddhistischen Schlägertrupp, gesehen, der gezielt gegen Muslime agiert, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die Rajapaksa-Familie steht zudem für eine enge Zusammenarbeit mit China, das während der Regierungszeit von Mahinda Rajapaksa massive Investitionen auf der Insel getätigt hat. Sri Lankas Wirtschaft liegt im Argen. Vor allem die wichtige Tourismus-Branche ist von den Terrorattentaten schwer getroffen worden.

Unter den Rajapaksas dürften sich die Spannungen zwischen den Ethnien und Religionen weiter verschärfen. Gerade für den Norden der Insel, wo die meisten Tamilen wohnen, dürfte eine schwere Zeit anbrechen. Bereits während der letzten Amtszeit von Rajapaksa war dort die Präsenz singhalesischer Soldaten stark ausgebaut worden.