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Italiens Fußball-Verbandschef Carlo Tavecchio hat schon so einige Absonderlichkeiten abgesondert, nun, da die Teilnahme des vierfachen Weltmeisters an der WM 2018 in Russland wackelt, prescht er mit einer neuen Idee vor: Seiner Meinung nach sollen frühere Erfolge bei Qualifikationen eine größere Rolle spielen. Es sei "nicht gerecht, dass die vier Titel nicht in Betracht gezogen werden", die Vorstellung, dass die Azzurri bei der WM fehlen würden, "apokalyptisch" und "entgegen der Geschichte", sagte er vor dem Spiel gegen Israel am Dienstagabend. Nun würde freilich etwas fehlen, wenn die Großmacht bei dem Turnier nur zuschauen müsste. Eines der größten Probleme des Calcio ist aber genau dieses Festhalten an der Vergangenheit, das sich nicht nur in der Frage erschöpft, ob bei aller von Gian Piero Ventura eingeleiteter Verjüngung noch immer Gigi Buffon im Tor steht, sondern das sich auf den verschiedensten Ebenen offenbart: bei der Besetzung wichtiger Posten mit Selbstdarstellern, bei - bis auf wenige Ausnahmen - Stadien in Kommunalbesitz, die einer Modernisierung harren, bei Strukturen, die zu wenig in den Nachwuchs hineinreichen.
Natürlich ist eine Qualifikationsgruppe mit Spanien, dem man zuletzt 0:3 unterlag, und Italien ein ungutes Los (das könnten freilich auch die Spanier sagen, die bei der EM 2016 eine 0:2-Achtelfinalniederlage gegen die Squadra bezogen). Und natürlich kann der italienische Fußball, der im Übrigen von der kommenden Champions-League-Reform am meisten profitiert - auch hier auf eine Lex Italien hoffen. Oder er könnte bei den eigenen Problemen ansetzen. Dann würde sich die Frage vielleicht gar nicht stellen.