Über-50-Jährige stellen 30 Prozent der Bevölkerung. | Ältere Menschen sind Zielgruppe für Tourismus- und Freizeitangebote.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Sind Menschen über 50 Jahre alt oder nicht? Die Antwort auf diese Frage liegt im Auge des Betrachters. Während junge Menschen meinen, dass Über-50-Jährige zum alten Eisen gehören, sehen das die Betroffenen nicht so. Aus diesem Grund gibt es in den heimischen Einkaufsregalen auch kaum eigene Produkte für die "Generation 50plus".
Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der Rewe International AG, meint dazu etwa: "Produkte für Kunden über 50 waren der größte Flop, den ich in meiner Karriere erlebt habe." Der Handelskonzern entwickelte vor einiger Zeit speziell auf die ältere Zielgruppe zugeschnittene Diät-Produkte sowie kleinere Packungsgrößen und experimentierte mit niedrigeren Regalen. Die Kunden haben das Angebot aber nicht angenommen, da sie sich nicht in der "Ecke mit 50plus-Produkten" outen wollten, meint Hensel.
Produkte sollen nichts über das Alter sagen
Ähnliches schildert auch Georg Wagner vom Designunternehmen Spirit Design. In seinem Bekanntenkreis gebe es Über-40-Jährige, die sich für Handys mit großem Display und großen Tasten begeistern, diese aber nicht kaufen, weil sie damit alt wirken würden.
Aus diesem Grund spricht sich Wagner für ein "Universal Design" aus. Dieser Begriff steht für eine Produktgestaltung, die in puncto Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität die Bedürfnisse älterer Personen berücksichtigt und genau dadurch die Attraktivität des Produkts für alle Zielgruppen steigert. Denn generell, so Wagner, sollte die Benutzung von Produkten "immer einfacher werden". Als erfolgreiche Beispiele führt er ein Festnetztelefon der US-Firma Walker Equipment für die niederländische Telekom an. Das Telefon war ursprünglich für ältere Personen geplant gewesen, entwickelte sich aber aufgrund des funktionellen Designs zu einem Bestseller.
Aber nicht nur die Händler und Designer, auch die Werber müssen sich mit den Ansprüchen der "Generation 50plus" auseinandersetzen. Da sich diese Gruppe aber nicht als alt sieht, will sie nicht über das Alter, sondern über ihre Interessen angesprochen werden, erklärt Helmut Schliefsteiner von der Werbeagentur Demner, Merlicek und Bergmann.
Für die Werbung seien die älteren Semester vor allem wegen ihrer hohen Kaufkraft interessant. Die drei Millionen Menschen der "Generation 50plus" vereinen laut einer Analyse Marktforschungsunternehmens RegioData Research 68 Milliarden Euro oder 44,3 Prozent des heimischen Kaufkraftvolumens auf sich. Das ist mehr als die Altersgruppe 20 bis 49 (43,6 Prozent) und 0 bis 29 (12,1 Prozent).
Die 50- bis 59-Jährigen haben dabei mit 24.300 Euro das größte Einkaufsbudget. Ihre Kaufkraft ist um 33 Prozent höher als der Durchschnitt aller Altersgruppen, der 18.300 Euro beträgt.
Neben der Kaufkraft komme hinzu, dass älteren Menschen "heute aktiver, konsumorientierter und anspruchsvoller sind als noch vor einigen Jahrzehnten", sagt Schliefensteiner. Er fügt hinzu, dass ältere Menschen "eine große Zielgruppe für jede Art von Freizeit- und Tourismusangeboten seien und über ein großes Potenzial an sozialen Leistungen verfügen, die sie in die Gesellschaft einbringen können".