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Veraltete Darstellungen von Schwarzen werden aus Markenlogos entfernt - vorerst nur in den USA.
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Die gegenwärtige Black-Lives-Matter-Bewegung hat eine alte Debatte um mutmaßlich rassistische Darstellungen in Logos von Lebensmittelmarken neu entfacht. Und zumindest in den USA wird es auch Folgen haben. Die dem Mars-Konzern gehörende Reismarke "Uncle Ben's" wird ihr Aussehen und wohl auch den Namen verändern. In Österreich steht, nicht zum ersten Mal, die Vorarlberger Mohrenbrauerei im Fokus. Diese will ihr Logo beibehalten.
Schon vor Jahren hatte Mars versucht, mit kleinen Veränderungen das Logo, das seit jeher einen älteren Schwarzen zeigt, zu behalten. Gut eingeführte Marken stellen für jedes Unternehmen ein Asset dar, gerade bei einem Produkt des alltäglichen Gebrauchs wie Reis. Hatte die ursprüngliche Darstellung einen Mann mit Fliege gezeigt, die auf einen Butler hindeutet, wurde "Uncle Ben" im Jahr 2007 zum Vorstandschef. Ein Sujet zeigte ihn in einem großen, alten Büro, später verschwand auch das Mascherl.
Versuch einer Umdeutung
Es war ein Versuch einer Umdeutung, der von Diversity-Organsationen damals zwar als "interessant" bezeichnet wurde, aber dennoch mit Skepsis betrachtet wurde. Zumal der Name "Uncle Ben" blieb. Es stammte aus einer Zeit, als Schwarze mit "Uncle" oder "Aunt" angesprochen wurde, da die Gesellschaft ihnen nicht ein Mister oder Misses zugestehen wollte. Diese Bezeichnung war Weißen reserviert. Nun kündigte Mars an, dass sich die Marke im 75. Jahr ihres Bestehens verändern werde. Ein konkreter Zeitpunkt dafür wurde nicht angegeben.
Während Uncle Ben's weltweit vermarktet und auch in Österreich vertrieben wird, ist der Sirup und die Pancake-Mischung von "Aunt Jemima" des Pepsi-Konzerns hierzulande weitgehend unbekannt. Auch das Logo dieser Marke wurde mehrfach schon angepasst, nun wird es gänzlich verschwinden, wie Pepsi mitteilte. Der Neustart nach 130 Jahren soll Ende des Jahres erfolgen.
Auch in Österreich ist die Diskussion um "Mohrenköpfe" als Marken-Logos wohlbekannt. Die Kaffeemarke Meinl hat das Problem vor einigen Jahren gelöst, als aus dem bekannten Mohren eine nur leicht veränderte und nunmehr rote Silhouette wurde, die nicht mehr an rassistische Darstellungen schwarzer Menschen erinnern. Bei der Vorarlberger Brauerei hat ein Vorschlag eines Grafikers auf seinem Social-Media-Accout für heftige Reaktionen gesorgt. Die Brauerei will aber bei ihrem Logo bleiben.
Brauereigründer hieß Josef Mohr
Der Grafiker Vincent Hehle hatte vergangenen Dienstag das Logo des Lokalbieres mit seiner Darstellung eines schwarzen Mannes mit Kraushaar und dicken Lippen als nicht mehr zeitgemäß und diskriminierend beanstandet und als Alternative einen stilisierten Birnbaum - in Anspielung auf das Dornbirner Stadtwappen - als Logo vorgeschlagen. Der Name der Brauerei geht auf Gründer Josef Mohr zurück, der 1784 das nach ihm benannte Gasthaus "Zum Mohren" mit angeschlossener Brauerei eröffnete. Sein Familienwappen mit der Darstellung eines Mohren basiere auf alten Darstellungen des heiligen Mauritius. Damals habe es einen anderen Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe und Kultur gegeben, die überzeichnete Darstellung sei Ausdruck dessen. "Ein rassistisches Motiv gab es weder bei der Gründung noch heute - ganz im Gegenteil", betonte das Unternehmen.
Auch der Grafiker wollte dem Unternehmen dies nicht vorwerfen. Er stellte klar, dass er die Mohrenbrauerei nicht für ein rassistisches Unternehmen halte, sich aber eine deutlichere Positionierung zu dem Thema wünsche. Seine Intention sei es gewesen, eine sachliche Diskussion auf Augenhöhe anzustoßen. So sehr das Thema in der anonymen Öffentlichkeit entgleist sei, so konstruktiv und respektvoll sei der Dialog zwischen ihm und Mohrenbrauerei-Geschäftsführer Thomas Pachole verlaufen. "Ich möchte auch ganz deutlich machen, dass Anfeindungen und Beleidigungen in diesem Dialog nichts zu suchen haben. Dies gilt sowohl für Befürworter als auch für Kritiker dieser Aktion", so Hehle auf Facebook. (sir)