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Alte pflegen statt anschaffen gehen

Von Deborah Cole

Wirtschaft

Ausstiegsprojekt für Prostituierte in Dortmund. | "Pflege logischer Schritt nach Sex-Job." | Dortmund. (afp) Als ausweglos gilt die Lage vieler Prostituierter, die aussteigen wollen - doch Melanie (34) hat es geschafft. In der Dortmunder Mitternachtsmission erzählt die zweifache Mutter, wie sie im Rahmen des Projektes ProFridA gelernt hat, sich um alte Menschen zu kümmern. Ihr Altenpflege-Praktikum soll bald in eine Anstellung umgewandelt werden.


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Insgesamt 74 Frauen nehmen an der Initiative teil, die Prostituierten und Gewaltopfern die Chance auf einen Neuanfang geben will. Melanie freut sich vor allem über "den ganz anderen Respekt", den sie jetzt von ihren Kunden erfährt. Die ehemalige Sexarbeiterin pflegt jetzt drei ältere Herren. Sie besucht ihre Kunden zu Hause, wäscht sie und zieht sie an. "Jetzt werde ich bezahlt und ich sage ihnen, was sie zu tun haben", sagt die junge Frau mit den müden blauen Augen grinsend.

Doch abgesehen von dem neuen Ansehen, das die Ex-Prostituierten genießen, sei der Job in der Altenpflege nicht so weit von jenem des bezahlten Sex entfernt, so Gisela Zohren, eine der Projektleiterinnen. "In der Pflege muss man gut mit Menschen umgehen können, man hat oft mit nackten Menschen zu tun, man kümmert sich um sie - es ist der nächste logische Schritt", erklärt Zohren, die selbst 20 Jahre lang "anschaffen" ging.

Kaum eine Prostituierte hat Spaß an ihrer Arbeit

Der Ausstieg, den sie anbietet, wird gerne angenommen - denn kaum eine Prostituierte habe wirklich Spaß an ihrer Arbeit, meint Melanie. "Die Frauen werden kontinuierlich begleitet", sagt Rita Kühn von der Diakonie Westfalen, Chef-Koordinatorin des Projekts. Und bis jetzt ist keine ausgestiegen. 20 Monate dauert das Programm, bei dem nach EDV-, Deutsch-, Englisch- und Buchhaltungskursen eine fachliche Ausbildung im kaufmännischen oder im Pflegebereich erfolgt. Dank finanzieller Hilfe durch das Land Nordrhein-Westfalen und die EU könnte im Jänner 2008 ein neuer Jahrgang starten.