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Alte Probleme für die Neue

Von Walter Hämmerle

Leitartikel

Gegensätzlicher können Erwartungshaltungen gar nicht sein, mit denen Beatrix Karl, die neue Wissenschaftsministerin, noch vor ihrem Amtsantritt konfrontiert wird: So fordert der Physiker Anton Zeilinger, einer der ganz wenigen Spitzenforscher, über die Österreich verfügt, eine "Fortsetzung des Kurses der Vorgänger", während die grün-rote Hochschülerschaft keinen Zweifel daran lässt, dass sie sich einen "radikalen "Kurswechsel" in der Universitätspolitik erwartet. Der Verband Sozialistischer Studenten spricht angesichts der Neuen schlicht von "Provokation" und die ehemaligen Uni-Besetzer planen, die heutige Angelobung Karls per "Schreitherapie" zu stören.


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Willkommen in der traurigen Realität der österreichischen Universitätsdebatte, in der Traum und Realität vom Leben, Lernen und Forschen ungeschützt aufeinander prallen!

Das ist - leider, muss man sagen - ein selbst gewähltes Schicksal. Natürlich sind unsere Universitäten finanziell unterdotiert, aber kein anderes Land macht es sich aufgrund ideologischer Vorgaben selbst so schwer. Dass Studenten in Österreich gratis und - bis auf wenige, der reinen Not geschuldete Ausnahmen - ohne jegliche Zugangsbeschränkungen studieren können, ist weder sozial gerecht noch volkswirtschaftlich vor den Steuerzahlern zu verantworten. Tatsächlich gibt es auch keinen einzigen Experten von Rang, der solches behaupten würde; das tun nur Politiker, die sich in der Not des Wahlkampfs und auf die Studenten als Wähler schielend auf diese beiden Themen geworfen haben. An Modellen, wie die Kosten eines Studiums sozial gerecht und volkswirtschaftlich sinnvoll zwischen Gesellschaft und Studierenden aufgeteilt werden können, mangelt es nicht. Nur an der Bereitschaft der in Österreich Verantwortlichen, ihren Kopf aus dem Sand zu ziehen.

Beatrix Karl hat angesichts dieser Ausgangsbedingungen beschränkten Handlungsspielraum. Grundsätzliches wird sich daran wohl erst nach den nächsten Wahlen 2013 ändern. Mangelverwaltung wird deshalb ihr ständiger Begleiter sein. Und bei den Studenten steht sie ohnehin bereits auf verlorenem Posten.

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