Das Wintersemester 2004/05 hat offiziell begonnen. Noch sind die meisten Vorlesungen nicht angelaufen. Die Hallen der Universitäten sind voll mit Erstsemestrigen, die sich meist noch wenig mit der Budgetsituation der österreichischen Hochschulen beschäftigt haben, wie eine "WZ"-Blitzumfrage ergab. Einige Rektoren hoffen unterdessen auf die Leistungsvereinbarungen, die ab 2006 verhandelt werden. Die ÖH hat eine erste Konkretisierung der derzeit sehr vagen Kriterien erreicht.
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Im ersten vollen Studienjahr mit neuer Autonomie geben sich viele Universitäten in neuem Gewand: Fakultäten wurden zusammengelegt, Institute teilweise neu geschaffen oder zumindest umbenannt, die Uni Klagenfurt hat sich sogar einen neuen Namen zugelegt: Sie heißt ab sofort "Alpen-Adria-Uni".
Die Universität Wien hat künftig statt sieben 15 Fakultäten und zwei Zentren - eines für Translationswissenschaften und eines für Universitätssport. An der WU Wien wird ab 2006 vollständig auf das dreigliedrige Studiensystem mit Bakkalaureat, Magister und Doktorat umgestellt.
Neu ist auch, dass diese beiden Hochschulen sowie die Uni Innsbruck ab diesem Semester nur mehr online über Lehrveranstaltungen berichten. Das klassische hunderte Seiten starke Vorlesungsverzeichnis aus Papier hat ausgedient. Nur die Kommentierten Vorlesungsverzeichnisse, die sogenannten "KoVos" werden von vielen Studienrichtungsvertretungen noch in Printform herausgegeben.
Verhandlungen über eine große Unbekannte
Doch diese Veränderungen - die in den meisten Fällen zur besseren Nutzung vorhandener Ressourcen durchgeführt wurden - können nicht über die angespannte Budgetsituation der heimischen Hochschulen hinwegtäuschen.
Mit Beginn des neuen Semesters häufen sich die Appelle von Rektoren an das Bildungsministerium, die Hochschulen in der schwierigen Phase der Umstellung finanziell mehr zu unterstützen.
"Je mehr Monate nach Inkrafttreten des neuen Universitätsgesetzes ins Land ziehen, desto konkreter werden die Informationen darüber, was mit der Autonomie an zusätzlichen Aufgaben und Ausgaben den Universitäten übertragen wurde, die wir vorher noch nicht gekannt haben", so WU-Rektor Christoph Badelt. Er denkt dabei etwa an Pensionsbeiträge für Beamte. Rektoren sprechen von "alles andere als einem Jubelbudget" und "Engpässen". Vor allem fehle es an Kapital für Investitionen.
An der TU Wien etwa hofft man unterdessen auf das Jahr 2006 in dem die Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium ausverhandelt werden. Diese sollen als Grundlage für die Budgetverhandlungen der folgenden Jahre dienen. Derzeit über ein höheres Budget zu verhandeln sei nicht sinnvoll, so TU-Rektor Peter Skalicky.
ÖH-Bundesvorsitzende Patrice Fuchs zeigt sich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" über die Haltung mancher Rektoren wenig verwundert: "Es ist eine gewisse Hilflosigkeit. Das ständige Laufen gegen eine Wand führt zu nichts und so richten sich ihre Hoffnungen auf die Leistungsvereinbarungen."
Doch die ÖH ist vorsichtig. "Es weiß kein Mensch, wieviel Geld dann zur Verteilung zur Verfügung stehen wird", so Fuchs. Sie befürchtet sogar, dass das Ministerium die Leistungsvereinbarungen nützen könnte, sich "herauszuwurschteln, denn man kann es auf nichts festnageln".
Einen kleinen Erfolg konnte die Hochschülerschaft allerdings erzielen: Auf Betreiben der ÖH wir die Frauenförderung an den Österreichischen Hochschulen evaluiert. Danach werden Verbesserungen vorgeschlagen, die in die Leistungsvereinbarungen einfließen. Für die Umsetzung dieser Anregungen müsse das Ministerium aufkommen. Das sei der erste Schritt, um die derzeit noch sehr wagen Definitionen für die Budgetverhandlungen ab 2006 etwas zu konkretisieren. Allerdings, gibt Fuchs zu bedenken, müsste es solche Evaluationen und Budgetzuschüsse für viele weitere Hochschulfelder geben.
Finanzspritze für Studiosi
Einen weiteren Unsicherheitsfaktor der Leistungsvereinbarungen stellt die Höhe der Studiengebühren dar. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer betonte vor kurzem, dass die Studiengebühren bis 2006 unverändert bleiben. Danach müssten, mit in Kraft treten der Leistungsvereinbarungen, "neue Budgetgrößen festgestellt werden", formulierte Gehrer.
Die Studiengebühren werden sich im heurigen Studienjahr vor allem für jene Studierende aus dem Ausland erweisen, die nach Aufhebung von zwischenstaatlichen Verträgen teilweise die doppelte Studiengebühr zahlen müssen. Ein paar Unis verzichten auf die Einhebung. Einige koppeln das allerdings an einen gewissen Studienerfolg. Nähere Auskünfte dazu erteilt das Ausländerreferat der ÖH.
Alle anderen Studierenden können bei der Stipendienstelle um finanzielle Unterstützung und Rückzahlung der Gebühr ansuchen.
http://www.stipendium.at .
http://www.oeh.ac.at/ .