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Heuer also Oscars ohne Österreich-Beteiligung. Gut, muss es auch geben. Man tut halt so, als wäre es eine Fußball-WM. Wobei, so ein Finalspiel hat Vorteile gegenüber der Oscargala: Erstens ist es kürzer, zweitens ist es spannender. Freilich war noch selten eine Oscarverleihung so klischeehaft politisch korrekt wie heuer. Es scheint fast, als hätten sich die Academy-Mitglieder gesagt: "Burschen, bevor die uns wieder vorwerfen, dass bei uns nur alte, weiße Knacker was zu sagen, machen wir ein paar Entscheidungen, zu denen alle sagen, es wurde Geschichte geschrieben." Und Ellen DeGeneres hatte da schon so eine Ahnung, als sie die Verkündung des besten Films anmoderierte: "Möglichkeit Nummer eins: ,12 Years a Slave‘ gewinnt den Oscar für den besten Film. Möglichkeit Nummer zwei: Ihr seid alle Rassisten".
Da hatte schon ein aidskranker Transsexueller und ein Film über eine AstronautIN den Preis bekommen. Und die Kurzdoku "The Lady in Number 6: Music saved my life", ein Film über die älteste KZ-Überlebende, die kurz vor der Verleihung 110-jährig gestorben ist. Von der (US-)Kritik etwas oberflächlich als unmoralisch eingeschätzte Filme wie "The Wolf of Wall Street" und Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio konnten heuer keine Chance haben. Der nun zum fünften Mal unbelohnt nominierte DiCaprio kann sich damit trösten, dass im Internet mit viel Kreativität mitgefühlt wird. Einer fragte: "Was wäre, wenn jemand einen Film macht über Leo DiCaprio, wie er nie einen Oscar gewonnen hat, und der Hauptdarsteller gewinnt dafür einen Oscar?" Ja, wenn er 20 Kilo abnimmt vorher.