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"You can't argue against success", wie's im Englischen so prägnant heißt, der Erfolg widerlegt alle seine Gegner, er ist jenen, die ihn gering schätzen oder gar verachten, argumentativ überlegen. Das gilt natürlich auch für zeitgenössische Künstler. (In weit höherem Maße gilt es für schon verstorbene alte Meister, deren fortlebender Ruhm eine von der Nachwelt verbürgte Erfolgsgeschichte ist; daran zu rütteln, ist nicht nur müßig, sondern geradezu lächerlich, gleichgültig, ob so ein Rüttler Hinz, Kunz, Thomas oder Bernhard heißt.)
Der amerikanische Regisseur Stanley Kubrick ist einer der alten Meister der Filmkunst. Das ist unbestritten, sogar unter seinen Kollegen. Der Kultursender "arte" bringt im Gedenken an den 1999 verstorbenen Kubrick einen so genannten "Programmschwerpunkt", der alle wichtigen Werke des Künstlers enthält - von "Wege zum Ruhm" über "Lolita" und "Uhrwerk Orange" bis "2001: Odyssee im Weltraum".
Ich habe die Gelegenheit bei der Fernbedienung gepackt und mir einige von diesen Filmen wieder angesehen. Mein Urteil über Stanley Kubrick wurde dadurch bestätigt. Er ist, objektiv betrachtet, ein Meister; doch er spricht mich, er rührt mich nicht im Innersten an. Oder wie Friedrich Torberg über Thomas Mann gesagt hat: "Ich respektiere ihn, aber ich liebe ihn nicht."