Über 100 private Lehrangebote. | Anstieg durch lebenslanges Lernen. | Wien. 635 Jahre nach Gründung der Alma Mater Rudolfina in Wien ebnete das Uni-Akkreditierungsgesetz im Jahr 2000 den Weg für die ersten privaten, sprich: nicht bundeseigenen Universitäten auf österreichischem Boden. In der Folge wurden elf derartige Bildungseinrichtungen akkreditiert. Das Angebot umfasst mehr als 100 Lehrgänge sowie Kurse und reicht von Humanmedizin über klassisches Ballett bis zum Wirtschaftsstudium. Rund 2000 Studenten an privaten stehen 210.000 an öffentlichen Hochschulen gegenüber. 2005 wurden die Akkreditierungen der ersten drei Privatunis verlängert.
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In Österreich kann jede Bildungseinrichtung, die eine private Universität führen möchte beim Österreichischen Akkreditierungsrat (ÖAR), einer Außenstelle des Bildungsministeriums, um Genehmigung ansuchen. Voraussetzungen für die Erteilung einer Genehmigung sind neben dem wissenschaftlichen und künstlerischen Lehrpersonal vor allem auch ein internationalen Standards entsprechender Studienplan sowie ausreichende finanzielle Ressourcen. "Jeder Antrag wird von österreichischen und internationalen Experten genau geprüft. Gibt es Mängel im Finanzierungskonzept oder bei der Qualifikation des Lehrpersonals, gibt es auch keine Genehmigung", erzählt Elvira Mutschmann-Sanchez vom ÖAR. Bis jetzt wurden rund 60 Prozent der Anträge abgelehnt.
Bis zu 20.000,- Gebühr
Ist eine Universität erst einmal akkreditiert, bedeutet das aber keinen Persilschein für die Zukunft. Damit sich die privaten Universitäten nicht allzu sehr an das freie, nicht-öffentliche Leben gewöhnen, müssen sie jährlich einen Entwicklungsbericht mit den wichtigsten Angaben zu Studentenzahlen und -struktur, wissenschaftlichem Personal sowie Budget abliefern. Wer der strengen Überprüfung der hohen Standards durch die staatlichen Aufsichtsorgane des ÖAR nicht standhält, dem droht der Widerruf der Akkreditierung. Darüber hinaus erlischt die Genehmigung nach fünf Jahren, wenn nicht neuerlich ein Antrag gestellt wird.
Generell ist der Begriff "Privatuniversität" etwas missverständlich. Laut Gesetz ist es privaten Unis zwar untersagt, vom Bund finanziert zu werden, gegen Beihilfen von Ländern oder Gemeinden gibt es hingegen keine Einwände. Als Folge stehen die meisten der Anbieter im Eigentum eines Bundeslandes (z.B. das "Konservatorium Wien Privatuniversität" oder die oberösterreichische "Anton Bruckner Privatuniversität") bzw. im Eigentum der Wirtschaftskammer ("Privatuniversität der Kreativwirtschaft"). Damit können diese Einrichtungen ihr Angebot natürlich weitaus billiger anbieten als die "echten" Privaten. "Wir müssen uns hauptsächlich über die Studienbeiträge finanzieren. Die Unis der Bundesländer haben ein fixes Budget und können viel billiger Kurse anbieten", kritisiert Christian Joksch von der Imadec-University die Konkurrenz. "Privat muss privat bleiben. Darauf sollte der ÖAR bei der Genehmigung Bedacht nehmen."
Welche Auswirkungen die Eigentümerstruktur hat, zeigt sich bei der Finanzierung. "Unser Budget setzt sich zu zwei Dritteln aus Studiengebühren und einem Drittel aus Zuschüssen der Industrie zusammen", so Joksch. Ähnlich sieht es bei der Webster University, einer Tochter der amerikanischen Webster University St. Louis mit weltweit 22.000 Studenten, aus: "Die Gebühren machen 95 Prozent unseres Budgets aus. Die restlichen fünf Prozent sind Spenden", erklärt Dekan William Fulton, der in Zukunft durch Forschungsaufträge weiteres Geld von außen holen möchte. Die unterschiedliche Eigentümerstruktur erklärt auch die großen Unterschiede bei den einzelnen Studiengebühren. Während etwa die landeseigene Anton Bruckner Universität in Linz pro Semester 100 Euro verlangt und damit sogar noch unter den fast 400 Euro der Bundesuniversitäten liegt, kostet ein Masterabschluss bei der Webster fast 20.000 Euro für zwei Jahre.
Große Selektion
Obwohl diese Summen sicherlich für viele Studiosi unerschwinglich sind, liegt darin auch der Erfolg und gute Ruf der privaten Unis begründet: Aufnahme nur der Besten, beschränkte Teilnehmerzahl, Unterricht in Kleingruppen, elitärer Dünkel. "Trotz der hohen Gebühren haben wir jährlich 400 Bewerbungen. Es werden aber nur die besten 80 aufgenommen", preist Joksch den Erfolg der Imadec. Auch die Webster kann sich reger Nachfrage erfreuen: "Heuer haben wir 500 Studenten. Nächstes Jahr hoffen wir aber auf einen neuen Rekord", so Fulton. Eine der größten Privatuniversitäten in Österreich ist das "Konservatorium Wien Privatuniversität" mit über 850 Studierenden.
Angesprochen auf das Verhältnis zu den Bundesuniversitäten könnten die Antworten der Privaten nicht unterschiedlicher sein. Johannes Zederbauer von der Privatuniversität der Kreativwirtschaft in Sankt Pölten betont, dass jede Einrichtung ihre Stärken und Schwächen hat: "Die Stärke der bundeseigenen Hochschulen liegt im weitaus größeren Budget und in der besser organisierten Forschung.
Private beleben Markt
Die privaten Bildungsanbieter punkten mit Kleingruppen und engeren Kontakten zu einzelnen Unternehmen, die in den Lehrbetrieb eingebunden werden." In Sankt Pölten bekommen die Studenten neben den Vorlesungen die Chance, bei Projekten, die gemeinsam mit Unternehmen angeboten werden, erste Erfahrungen aus der Praxis zu sammeln und Kontakte für die Zukunft zu knüpfen. Joksch hingegen kritisiert die unfaire Konkurrenz. "Die WU Wien wird vom Bund finanziert und versucht gleichzeitig, mit teuren MBAs zusätzlich Geld zu machen."
Nach den ersten fünf Jahren "Privatuni" zieht die Präsidentin des ÖAR Hannelore Weck-Hannemann positive Bilanz und rechnet fest mit einem weiteren Wachstum des Sektors, vor allem im Zusammenhang mit der steigenden Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens. Diese werde zu einer wachsenden Nachfrage nach Bildungsangeboten und entsprechendem Zuwachs bei den privaten Anbietern im Bildungsbereich führen, die hier "ein sehr wertvolles Zusatzangebot" bieten könnten. So rechnet die ÖAR-Präsidentin, dass mittelfristig rund fünf Prozent aller Studenten an Privatunis studieren werden. Ein Konkurrenzverhältnis der Privatunis zu den staatlichen Hochschulen sieht Weck-Hannemann im negativen Sinne, dass man sich Studenten wegnehme, nicht. "Im positiven Sinn, dass es Anreize an den öffentlichen Unis gibt, nachzudenken, was man besser machen kann, gibt es aber sicher Ansätze einer Konkurrenz."
Übrigens: Wer ohne Akkreditierung Studiengänge anbietet und Abschlüsse verleiht, macht sich des Betruges nach § 146 Strafgesetzbuch strafbar.
Österreichs Privatuniversitäten
Katholisch Theologische Privatuniversität Linz
(http://www.kth-linz.ac.at)
Imadec University, Wien (http://www.imadec.ac.at)
Webster University Vienna, Wien
(http://www.webster.ac.at)
Private Universität für Gesundheitswissenschaften,
Medizinische Informatik und Technik (Umit), Hall/Tirol
(http://www.umit.at)
PEF Privatuniversität für Management, Wien
(http://www.pef.at)
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg
(http://www.pmu.ac.at)
Anton Bruckner Privatuniversität, Linz
(http://www.bruckneruni.at)
TCM Privatuniversität Li Shi Zhen, Wien
(http://www.tcm-university.edu)
Privatuniversität der Kreativwirtschaft, St. Pölten
(http://www.ndu.ac.at)
Konservatorium Wien Privatuniversität
(http://www.konservatorium-wien.ac.at)
Sigmund Freud Privatuniversität, Wien
(http://www.sfu.at)