Bis zu 80.000 | Eingriffe pro Jahr. | Schönheitsmedizin ist eine Grauzone. | Wien. Die Spuren des Alters und des Lebenswandels, aber auch der Drang, Schönheitsidealen zu entsprechen, tragen oft subjektiv zu einem negativen Eigenempfinden bei. Da Schönheitsoperationen und Korrekturen am eigenen Körper für viele bereits leistbar geworden sind, nehmen Frauen wie Männer immer häufiger entsprechende Angebote wahr.
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Knapp eine Million Deutsche unterzogen sich im Jahr 2005 einer Schönheitsoperation. Zwar liegt für Österreich kein präzises Zahlenmaterial vor, Experten gehen aber von einer ähnlichen Größenordnung in Relation zur Einwohnerzahl aus - also von bis zu 80.000. Der Großteil der Klientel ist aber weiblich und wird immer jünger.
Und so wird dem Trend Rechnung getragen und im In- und Ausland massiv um Kunden geworben. Doch nicht selten fallen Hilfesuchende Ärzten zum Opfer, die ihr Handwerk nur minder beherrschen und die Ordinationen schließlich entstellt verlassen.
Immer mehr Ärzte bieten ästhetische Eingriffe an. Doch ist die so genannte Schönheitsmedizin in Österreich ein Bereich, der sich mehr oder weniger außerhalb des gesetzlich geregelten Weiterbildungsrechts der Ärzteschaft entwickelt hat, und somit eine Grauzone. Das bedeutet, dass im Grunde jeder Arzt Schönheitsoperationen durchführen darf. Auch sind die Begriffe "Schönheitschirurgie", "kosmetische" beziehungsweise "ästhetische Medizin" vom Gesetzgeber noch nicht eindeutig definiert.
Ob alle Ärzte die dafür notwendigen Techniken beherrschen, bleibt also dahin gestellt. Der wirkliche Experte ist im Allgemeinen der Facharzt für Plastische Chirurgie. Dieser ist der einzige, der das gesamte Spektrum der ästhetischen Chirurgie in seinem Ausbildungsplan vereint. Er muss von allen Chirurgen die größte Anzahl an Operationstechniken beherrschen, wobei zur ästhetischen noch die Mikro-, die Hand-, die gesamte rekonstruktive und die Verbrennungschirurgie hinzukommen.
Genaue Fragen stellen
Trotzdem "sollte man sich hüten, verallgemeinernde Schlüsse zu ziehen", warnt Univ.-Prof. Edvin Turkof, Facharzt für Plastische Chirurgie am Wiener AKH. Denn "nicht jeder plastische Chirurg muss bei jedem Eingriff der Beste sein". So können sehr wohl praktisch fachfremde Spezialisten bei bestimmten Eingriffen gute Ergebnisse erzielen. So etwa Augenärzte bei Augenlider-Korrekturen oder HNO-Ärzte bei Nasenkorrekturen. "Wirklich entscheidend ist", so Turkof, "dass sich der Patient den Arzt, in dessen Hände er sich zwecks Verschönerung begibt, sehr genau ansieht und sich auch traut, vieles zu hinterfragen".
Der Mediziner hat auch Tipps parat, wobei es bei der Arztwahl ankommt. So sollte der durchführende Chirurg ein Facharzt auf dem gewünschten Gebiet sein und nachweislich langjährige Erfahrung mit dem geplanten Eingriff haben. Die Operation sollte "evidence based medicine" sein, also auf bewährten Methoden aufbauen. Turkof warnt vor verniedlichenden Bezeichnungen wie "Mini" oder "Light". "Diese vermitteln oft den Eindruck, dass ohne zu Schneiden generell ebenso gute Ergebnisse zu erzielen sind."
Weiters sollte der Arzt in der Lage sein, den Eingriff für den Laien verständlich zu erklären und zu begründen, warum er eine bestimmte Methode gewählt hat. Ebenso sollte der Mediziner über einen Qualifikationsnachweis verfügen.
Als einzigen verlässlichen Indikator sieht Turkof die Mitgliedschaft des Arztes bei einer österreichischen Fachgesellschaft wie der "Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie".