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Altes Glas spart Geld und Rohstoffe

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft

200.000 Tonnen pro Jahr gesammelt. | Industrie benötigt durch Altglas | weniger Energie. | Pöchlarn/Wien. Aus Alt mach Neu: Jedes Jahr wird in Österreich eine große Menge Altglas gesammelt und eingeschmolzen. Die Allgemeinheit spart dadurch eine Stange Geld. "Eine Tonne Altglas zu deponieren kostet die Allgemeinheit 180 Euro, eine Tonne zu verwerten kostet hingegen nur 90 Euro", sagt Haymo Schöner von der Austria Glas Recycling GmbH. Er schätzt die Ersparnis insgesamt auf rund 18 Mio. Euro pro Jahr.


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Jährlich sammeln die Österreicher über 200.000 Tonnen Glas. Das sind mehr als 85 Prozent der Glasverpackungen, die auf den heimischen Markt kommen. Sechs von sieben Glasflaschen finden den Weg zurück ins Verkaufsregal - freilich über den Umweg durch die 1600 Grad heiße Glasschmelze.

Rund 90 Prozent der gesammelten Menge kommen von privaten Haushalten, der Rest stammt von Betrieben. Laut Recycling-Fachmann Schöner befindet sich Österreich im europäischen Vergleich auf hohem Niveau. Nur die Schweiz, Belgien, Finnland, Deutschland, Norwegen und Schweden haben bessere Recyclingquoten bei Altglas.

Wiener werfen Flaschen oft in den Restmüll

"Ob viel oder wenig gesammelt wird, hängt davon ab, ob man in einer ländlichen Gegend oder in einer Stadt ist", erklärt Schöner. Jeder Einwohner sammelt pro Jahr durchschnittlich 23,2 Kilogramm. Besonders viel Glas schmeißen die Tiroler in die Recycling-Behälter (34,0 kg), die Wiener hingegen nehmen es nicht so genau (15,7 kg Sammelmenge pro Jahr und Einwohner). In Wien komme nur die Hälfte des Glases zum Recycling, die andere Hälfte gehe in den Restmüll, so Schöner.

Von dem in Österreich gesammelten Verpackungsglas werden vier Fünftel im Inland als Rohstoff für die Verpackungsglasproduktion eingesetzt. Eines der Unternehmen, die die Glasscherben einschmelzen, ist die Vetropack Austria GmbH mit Werken in Pöchlarn (Niederösterreich) und Kremsmünster (Oberösterreich). Ein Fünftel des heimischen Altglases wird in Glaswerken in Deutschland, Tschechien und Italien verarbeitet.

Vetropack Austria erwirtschaftete im Vorjahr einen Umsatz von 121,7 Mio. Euro. Davon wurden 51,7 Mio. Euro im Export erzielt. Die Produktion belief sich auf rund 300.000 Tonnen. Das Unternehmen investierte im vergangenen Jahr 15,5 Mio. Euro, für dieses Jahr sind 13 Mio. Euro geplant. Die Herstellung einer Glasflasche kostet bei Vetropack im Durchschnitt 40 Cent.

Verunreinigungen durch falsches Glas

Doch nicht jede neue Flasche kann verkauft werden. "Das Altglas kann mit Keramikteilen oder Fensterglas vermischt sein", sagt Wolfgang Sandler, technischer Leiter von Vetropack Austria. Das macht in der Produktion Probleme: Die Flaschen gehen leichter zu Bruch, weil die Keramiksplitter Spannungen im Flaschenkörper erzeugen. Daher müssen die fehlerhaften Flaschen ausgeschieden werden.

Auch Bleikristall ist laut Sandler schwierig zu handhaben. "Im Flaschenglas darf nur eine Bleimenge von maximal 200 ppm (Parts per million, zu deutsch: Teile pro eine Million Teile) vorkommen", erklärt Sandler. Dieser Grenzwert werde vom Werkslabor laufend überprüft. Es müssten auch manchmal mit Blei verunreinigte Chargen weggeworfen werden.

Je nach Glassorte verwendet man unterschiedlich viel Altglas: Bei Weißglas 60 Prozent, bei Braunglas 70 Prozent und bei Grünglas 90 Prozent.

Einer von mehreren Gründen, Altglas zu verwenden, ist die Energieersparnis. "Bei zweiten Mal einschmelzen braucht man weniger Energie. Außerdem wird kein Kohlendioxid freigesetzt. Wir sparen uns dadurch teure CO 2 -Zertifikate", so Sandler.