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Altes vom Altmeister

Von Hermann Schlösser

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Am späten Mittwochabend war in "arte" wieder einmal "Im Lauf der Zeit" von Wim Wenders zu bewundern. Die Handlung dieses langen Films aus den siebziger Jahren ist rasch erzählt: Zwei Männer, Bruno und Robert, fahren in einem Möbelwagen durch Deutschland. Bruno repariert in alten Kleinstadtkinos Filmprojektoren und Robert versucht immer wieder vergeblich, eine Frau telefonisch zu erreichen, die von ihm nichts mehr wissen will.

Unterwegs begegnet Bruno der Kinokassiererin Pauline - aber für eine Liebesgeschichte im landläufigen Sinn ist in diesem Männerfilm kein Platz. Bruno und Pauline unterhalten sich, eine leise Sympathie kommt auf - aber da rollt der Lastwagen auch schon weiter.

Am Ende des Filmes sind die beiden eigenbrötlerischen Männer auf unbeholfene, ungelenke Art zu Freunden geworden. Da ist es dann höchste Zeit, sich voneinder zu verabschieden. Der eine steigt in seinen Lastwagen, der andere in einen Zug, die Wege trennen sich, die Zeit läuft weiter.

Als Wim Wenders im Jahr 1975 "Im Lauf der Zeit" drehte, war er noch ein so genannter "Jungfilmer", dessen Weltkarriere sich allenfalls anzudeuten begann. Am 14. August dieses Jahres ist Wenders sechzig geworden, und nun wird er überall als Altmeister des modernen Kinos geehrt. So vergeht die Zeit, deren "Lauf" Wenders in seinem frühem Meisterwerk so melancholisch schön in Szene gesetzt hat.