Einkaufsgutscheine bringen oftmals Millionen-Umsätze. | Kaufkraft soll vor Ort gebunden werden. | Wien. Ein Großteil der Städte und Regionen setzt Einkaufsgutscheine zur Kundenbindung ein und lockt so Einwohner zum Shoppen ins Zentrum. Wie eine Studie des Stadtmarketingberaters Cima ergab, haben 201 von 248 heimische Kaufmannschaften oder Stadtmarketingorganisationen sogenannte Regiowährungen eingeführt.
"Wenn ein Gutschein gut gemacht ist und beworben wird, kann viel Kaufkraft gebunden werden", sagt Roland Murauer von Cima. Die Linzer City machte laut der Studie vor zwei Jahren mit dem Gutschein vier Millionen Euro Umsatz, unter den Bezirkshauptstädten lag Ried im Innkreis vorne - ihre Schwanthalermünzen generierten einen Umsatz von einer Million Euro.
Die Gutscheine werden gerne privat oder zu Weihnachten von Unternehmen an ihre Mitarbeiter verschenkt. Der Erfolg des Gutscheins hängt wesentlich davon ab, wie attraktiv und vielfältig das Angebot der Mitgliedsbetriebe ist. Sind die Gutscheine jedoch nur einen kurzen Zeitraum gültig oder verlieren sie nach bestimmter Zeit an Wert, "vertreiben sie eher Kunden", meint Murauer.
Auch bei den Festspielen und am Kirtag einlösbar
In der Salzburger Altstadt kann etwa seit zwanzig Jahren mit dem "Altstadt-Euro" bezahlt werden, 600 der insgesamt 2200 Betriebe lösen die Gutscheine ein. Unter den Partnern finden sich nicht nur Geschäfte, sondern auch Restaurants, Dienstleister, Rechtsanwälte und Kultureinrichtungen. "Der Gutschein gilt sogar für die Salzburger Festspiele oder am Kirtag fürs Autodromfahren", sagt Inga Horny, Chefin der Altstadt Salzburg Marketing und Präsidentin des Vereins Stadtmarketing Austria.
Gutscheine im Wert von 5, 10 oder 20 Euro können bei den Banken gekauft werden, ein Euro entspricht einem "Altstadt-Euro". "Die Betriebe profitieren von der regionalen Währung, da sich viele kleine Firmen im Gegensatz zu großen Handelsketten kein eigenes Gutscheinsystem leisten können", sagt Horny. Versteuert wird der Gutschein wie "normales" Geld.
Bei ähnlich strukturierten Einkaufsangeboten hat auch eine Kooperation von mehreren Städten Sinn. "Wenn jedoch eine Stadt kleine Betriebe im Zentrum hat und die andere ein Einkaufszentrum, ist eine Zusammenarbeit sinnlos", sagt Horny.
In der Steiermark haben sich zum Beispiel schon ganze Gruppen gefunden. Der oststeirische 8-Städtegutschein wird von 750 Betrieben in Bad Radkersburg, Fehring, Feldbach, Friedberg, Fürstenfeld, Gleisdorf, Hartberg und Weiz angenommen. Seit dem Start im Jahr 2003 wurden über zwei Millionen Gutscheine zu je zehn Euro verkauft. "Diese Millionensumme wäre sonst vielleicht in große Einkaufszentren in Graz oder Wien abgeflossen", sagt Christian Fraissler-Simm vom EU-Regionalmanagement Oststeiermark. Zusätzlich werden Arbeitsplätze in der Region gestützt. Verantwortlich für den Gutschein sind die örtlichen Tourismusverbände.
Auch kleinere Regionen geben einen gemeinsamen Gutschein heraus: Im südlichen Waldviertel gibt die Wirtschaftsregion "Tor zum Waldviertel" seit acht Jahren den "Echt-Guat-Zehner" heraus, der in 133 Betrieben in fünf Gemeinden eingelöst werden kann. Pro Jahr werden damit zwischen 70.000 und 80.000 Euro Umsatz gemacht.
Fälschungen machen immer wieder Probleme
Die Münzen oder das Papiergeld sind zumeist gegen Fälschung gesichert, das passiert teilweise mit Nummerncodes, elektronischen Chips oder speziellen Folien. Berater Murauer warnt kleine Kaufmannschaften vor Amateurschnellschüssen. Das Währungssystem muss gut überlegt sein, denn durch einfach nachzumachende Gutscheine können erhebliche Beträge verloren gehen.
Beim der oststeirischen Kooperation hat jeder Papiergutschein eine fortlaufende Nummer; wird eine Nummer doppelt verwendet, fällt es sofort auf. "Das ist bisher aber noch nie vorgekommen", sagt Fraissler-Simm. Außerdem sind die Gutscheine mit einer speziellen Folie geschützt, damit sie nicht kopiert werden können.
Schwer haben es Fälscher auch bei Gutscheinen mit spezieller Laserfolie, die im Betrieb durch ein spezielles Handy entwertet werden. Auch elektronisch gesicherte Kundenbindungsprogramm wie der Villacher City Bonus beugen Missbrauch vor. In Villach sammeln Kunden beim Einkauf in 80 gekennzeichneten Geschäften Bonuspunkte, die auf einen Chip in Form eines Schlüsselanhängers gebucht werden. Diese Punkte können in Parkscheine, Busfahrkarten, Bonusprodukte oder Villach-Gutscheine eingetauscht werden.
Für die Stadtmarketing-Organisationen bedeuten Einkaufsmünzen oder -gutscheine aber einen sehr hohen Kosten- und Personalaufwand. "Pro einer Million Jahresumsatz braucht man einen Mitarbeiter", weiß Horny. Dieser kümmert sich nicht nur um Druck, Buchhaltung und Bewerbung des Gutscheins, sondern ist auch auf der Suche nach neuen Mitgliedsbetrieben. Außerdem werden Geschäftsinhaber und Personal geschult, um mit der Währung umgehen zu können. Dabei gilt jedoch: Das fälschungssichere System sollte trotzdem einfach zu handhaben sein. Im steirischen St. Ruprecht sprangen vor drei Jahren die meisten Mitgliedsbetriebe ab, weil ihnen der Verwaltungsaufwand für die Regionalwährung "Styrion" zu groß geworden war.