Heute vor 20 Jahren übergab Bundeskanzler Bruno Kreisky die UNO-City den Vereinten Nationen. Wien wurde neben New York und Genf zum dritten Amtssitz der UNO und verfestigte damit seine Position | als Stätte globaler Begegnung und Verständigung. Heute sind mehr als 4.000 Personen aus 100 Ländern im Hochhauskomplex an der Donau untergebracht. Geburtstagsfeierlichkeiten finden erst im Oktober | statt.
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Wie die "Wiener Zeitung" seinerzeit berichtete, betonte Kreisky in seiner Festrede die Bedeutung des · für die Summe von rund 10 Milliarden Schilling errichteten · Gebäudes: Die UNO-City, so
der Kanzler damals, möge zum Symbol für die Entspannungspolitik in Europa werden. Der zu dieser Zeit amtierende UN-Generalsekretär Kurt Waldheim, der das Vienna International Center (VIC) namens der
UNO formell übernahm, nannte das VIC eine "beispielhafte Geste der Solidarität".
Beginn der Planungen unter Kabinett Klaus
Bereits unter der Regierung Klaus hatten die Planungen für die Errichtung eines internationalen Verwaltungszentrums begonnen. 1967 vereinbarte man zwischen Bund und Gemeinde eine Kostenteilung: 35
Prozent der für Planung, Bau- und Finanzierung anfallenden Kosten sollte die Stadt Wien übernehmen, den Rest der Bund aufbringen. Außerdem verpflichtete sich Wien, die Grundflächen baureif
beizustellen und eine Anbindung an das U-Bahn-Netz zu gewährleisten. Im Frühjahr 1968 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Es galt einen Bürokomplex zwischen Donaupark und
Wagramerstraße zu entwerfen, der etwa 2.600 UN-Angestellten Platz bieten sollte.
Wettbewerb unter 656 Architekten
656 Architekturbüros aus 50 Staaten nahmen am Wettbewerb teil. Am 24. Oktober 1969 gab die Jury unter dem Vorsitz von Roland Rainer die vier besten Projekte bekannt: Der erste Preis ging an Cesar
Pelly aus Los Angeles, der zweite an die britische Architektengruppe Building Design, Dritter wurde das deutsche Architektenteam Nowotny-Mähner. Auf dem vierten Platz landete der Österreicher Johann
Staber. Da keines der Projekte die Jury gänzlich zu überzeugen vermochte, wurde eine Überarbeitung angeordnet.
Staber gewinnt im zweiten Anlauf
In der Zwischenzeit wurde das Kabinett Klaus von der Regierung Kreisky abgelöst und eine neue Kommission eingesetzt. Die neue Jury entschied sich · funktionellen und finanziellen Erwägungen der
UNO und der österreichischen Bundesregierung folgend · für das Projekt von Johann Staber. Auch die Vorstellungen über die Dimensionen des Gebäudes hatten sich geändert: Statt der ursprünglich 2.600
Personen sollten nun 4.600 Mitarbeiter Platz finden.
Im September 1973 wurde der Grundstein zum bisher größten Hochbauvorhaben des Landes gelegt. Ende 1978 war das Gebäude dann fertiggestellt. Ein Jahr später bezogen 3.200 UN-Mitarbeiter ihre Büros im
Vienna International Center.
Heißer Streit ums Konferenzzentrum
Der Bau des VIC stieß keinesfalls nur auf Gegenliebe. Doch wo die einen Geldverschwendung sahen, erblickten andere einen "wertvollen Beitrag zur Vollbeschäftigung". Endgültig eskalierte der
Streit, als es Anfang der 80er Jahre darum ging, in unmittelbarer Nähe des VIC das · schon beim Bau der UNO-City geplante · Konferenzzentrum (Austria Center) zu errichten. Trotz eines von den Gegnern
initiierten Volksbegehrens, das von immerhin 1,36 Millionen Österreichern unterschrieben wurde, setzte Kreisky den Bau mit dem Hinweis durch, das Konferenzzentrum sei ein seinerzeit bereits
beschlossener Teil des Internationalen Zentrums gewesen. Das Austria Center für die Veranstaltung großer internationaler Konferenzen und Kongresse wurde 1987 errichtet.
Obwohl die Vereinten Nationen für 99 Jahre nur einen symbolischen Schilling Miete pro Jahr bezahlen, fließt ein Vielfaches der Ausgaben an die österreichische Wirtschaft zurück. Allein die
Betriebskosten des VIC, die zur Gänze von den Vereinten Nationen bezahlt werden, belaufen sich jährlich auf über 300 Mill. Schilling.
Ferrero-Waldner: Diplomatie ist Wirtschaftsfaktor
Anläßlich des 20-Jahre-Jubiläums unterstreicht Staatssekretärin Benita Ferrero-Waldner die wirtschaftliche Bedeutung der in Wien ansässigen Organisationen für Österreich: "Die Präsenz der UNO und
anderer Organisationen bringt Österreich ein gutes Renommee und hohe Einnahmen". 1980 seien der österreichischen und speziell der Wiener Wirtschaft 1,6 Milliarden Schilling an Ausgaben zugeflossen.
"1997 betrugen die Gesamtausgaben der in Wien tätigen internationalen Organisationen bereits über fünf Milliarden Schilling. Diplomatie ist damit zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden", so
Ferrero-Waldner.
In den letzten 20 Jahren sei es gelungen, die Rolle Wiens als drittes Hauptquartier der Vereinten Nationen durch eine Steigerung der Zahl der hier ansässigen Organisationen zu stärken. "Wir haben
heute 21 internationale Organisationen in Wien. 1996 waren es noch 20 und Ende der Achtziger-Jahre waren es nur 15."
Die größten UN-Organisationen mit Sitz in der Donaumetropole sind die UNIDO (Organisation für industrielle Entwicklung), die IAEO (internationale Atomenergie-Organisation). Weiters sind das
UNODCCP (Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung), das UNOV (Büro der Vereinten Nationen in Wien), das Büro für Weltraumfragen und die vorbereitende Kommission der Atomteststopp-Organisation
(CTBTO) in Wien untergebracht. Viele UN-Organistionen halten in der Bundeshauptstadt Nebenstellen und Büros.
Da der 20. Geburtstag des VIC in einen traditionellen "Ferienmonat" der UNO-Angestellten fällt, wird statt im August erst im Oktober gefeiert. Das Jubiläum soll zur Reflexion über die
Herausforderungen an die Vereinten Nationen im nächsten Jahrhundert genutzt werden. UNO-Generalsekretär Kofi Annan wurde zu dem Anlass nach Wien eingeladen.
Anfang Oktober werden in Wien zum Thema "Der Beitrag der Vereinten Nationen zur menschlichen Sicherheit im 21. Jahrhundert" Experten diskutieren. In den Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaft
sowie Abrüstung, soll vor allem die Rolle der Wiener UNO-Organisationen beleuchtet werden. Das Ergebnis der Arbeit will man bei der im Herbst beginnenden "Millenniums-Generalversammlung" der UNO in
New York vorlegen.
Die UNO-City erstreckt sich über eine Fläche von 170.000 Quadratmetern (Nutzfläche: 80.000 Quadratmeter) und beherbergt Büros für ca. 4.600 Personen sowie Konferenzräume. Das Zentrum des Komplexes
ist die 56 Metern hohe Rotunde mit den Konferenzräumlichkeiten. Sie ist umgeben von drei Gruppen von Zwillingstürmen im Y-Grundriß.
Preise für Führungen: Einzelpersonen/Erwachsene:ATS 50.- In der Gruppe (min. 20 Personen):ATS 40.- Studenten, Rentner, Soldaten, UN-Soldaten und Behinderte:ATS 30.- Schulgruppen pro Person:ATS 20.-
Für Führungen an Samstagen, Sonntagen oder offiziellen Feiertagen wird ein Mindestbetrag von ATS 500.- verrechnet.
Kontakt: Gruppen: Tel.: (43-1) 26060-3328 Vorträge: Tel.: (43-1) 26060-4193 Fax: (43-1) 26060-5899