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Am besten: testen

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Das Mantra "testen, testen, testen" wird in die Tat umgesetzt.


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Österreich-testet.at ist derzeit eine gefragte Internet-Adresse, denn hier können Bürgerinnen und Bürger sich für die Massentests registrieren.

Doch sind die Massentests sinnvoll? Kurze Antwort: Ja.

Die längere Antwort: Die Massentests sollen nach dem Ende des harten Lockdowns vor allem asymptomatische Covid-19-Fälle herausfiltern, damit nicht wieder neue Infektionsketten starten. Mit billigen und schnell zu einem Ergebnis führenden Antigentests werden Covid-Verdachtsfälle herausgefiltert, bei denen man dann mit einem präzisen PCR-Test in einem zweiten Schritt sichergeht, dass man keine falsch positiven Fälle in Quarantäne schickt. Ist auch der PCR-Test positiv, muss man in Quarantäne, und das Contact-Tracing setzt ein - so hofft man, die Epidemie wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Simulationsexperte Niki Popper von der TU-Wien geht davon aus, dass sich die Zahl der Neuinfektionen durch Massentests schnell drücken lässt.

Aber Popper sagt auch: Es dürfe durch die Testoffensive bei den Menschen keinesfalls der falsche Eindruck entstehen, dass man sich nun keine Sorgen mehr um die Pandemie machen braucht.

Ein weiteres Problem: In einem frühen Infektionsstadium schlägt der Antigentest nicht an.

Noch eine Hürde: Es bedarf es einer Massenmobilisierung. 60 bis 65 Prozent der Bevölkerung müssen mitmachen, damit die Tests etwas bringen. Für Wien würde das bedeuten, dass sich mindestens 1,13 Millionen Menschen testen lassen sollten. Ein Gedankenexperiment: Angenommen, auch nur die fünf bevölkerungsreichsten Bezirke Wiens - Favoriten, die Donaustadt, Liesing, die Leopoldstadt und Ottakring - würden sich komplett verweigern: Dann wäre die ganze Übung nur mäßig erfolgreich.

Eine letzte Schwierigkeit: Obwohl das Corona-Virus das Gesundheitssystem in die Knie zu zwingen droht, die Suche nach Covid-Fällen im Rahmen der Massentests gestaltet sich schwieriger als die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. An 3.934 Menschen in Wien wurde in den vergangenen Tagen Covid-19 diagnostiziert. Selbst wenn man eine doppelt so hohe Dunkelziffer annimmt, dann bedeutet das, dass man - wenn man alle Wienerinnen und Wiener innerhalb einer Woche testen würde - nach 8.000 Fällen sucht.

Es wird also nicht einfach - dennoch ist die Generalmobilmachung gegen das Virus sinnvoll, denn nur durch ständiges, engmaschiges Testen kann die Pandemie über den Winter unter Kontrolle gehalten werden.

Nicht umsonst lautete das Mantra des Generaldirektors der Weltgesundheitsbehörde WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus von Anfang an: "Testen, testen, testen."