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Am Ende des Tunnels

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Die Pandemie ist nicht vorbei. Aber das Schlimmste ist überstanden.


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Die Omikron-Welle umtost das Land: Fast 40.000 neue Fälle jeden Tag, über 400.000 Menschen sind derzeit an Covid-19 erkrankt. Das Covid-Prognose-Konsortium spricht von einer "vorübergehenden Plateauphase", im Moment beobachten die Expertinnen und Experten, wie der Omikron-Subtyp BA.1 vom noch leichter übertragbaren Subtyp BA.2 abgelöst wird. Die Fallzahlen könnten bis nächste Woche weiter steigen, doch die Situation in den Spitälern erweist sich als halbwegs beherrschbar.

Die gute Nachricht: Der Frühling tastet sich langsam und vorsichtig vor und in der wärmeren Jahreszeit sollte sich die Lage weiter entspannen. Dennoch: Niemand wird es so schnell wieder wagen, die frohe Botschaft vom "Licht am Ende des Tunnels" zu verkünden. Denn die trügerische Helligkeit hat sich beim letzten Mal als das Scheinwerferlicht eines heranrasenden Zuges entpuppt.

Doch wie geht es nun weiter?

Es mehren sich die Stimmen - von US-Experten Anthony Fauci über die die Virologin Dorothee von Laer von der Universität Innsbruck bis zum Berliner Virologen Christian Drosten -, dass Covid-19 durch die Kombination einer immer besseren Immunisierung durch Impfung oder Infektion sowie bessere Therapeutika den Schrecken verliert.

Bringt 2022 also einen Sommer wie damals?

Eine durchaus berechtigte Hoffnung. Man sollte aber auf Experten wie John M. Barry von der Tulane University School of Public Health and Tropical Medicine und Autor des Buches "The Great Influenza: The Story of the Deadliest Pandemic in History" hören, der in einem Beitrag in der "New York Times" davor warnt, die Schutzschilde zu schnell hinunterzufahren. Barry rät, aus der Geschichte zu lernen: Im Jahr 1920, als alle schon glaubten, die Influenza-Pandemie sei endlich überstanden, habe sich nochmals eine tödliche Welle aufgetürmt - die Menschen waren damals einfach pandemiemüde und haben die Todesopfer einfach hingenommen.

Das darf im Herbst 2022 nicht passieren, auch wenn Maskenmüde und Impfmuffel dem einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Denn es geht nun darum, für den Herbst zu rüsten. Jedenfalls gilt die Erkenntnis: Je höher die Impfrate und je besser die Maskendisziplin, desto weniger Menschen landen dann auf den Normal- und Intensivstationen oder im Grab.

Gleichzeitig werden die Bürgerinnen und Bürger es lernen müssen, mit dem Sars-CoV-2-Virus zu leben. Geimpfte und geboosterte Menschen, die Jüngeren, Fitteren werden weniger und vor allem weniger schwer erkranken als Ältere und Angehörige von Risikogruppen.

Die Hoffnung: Die Pandemie ist noch nicht überstanden. Aber das Schlimmste ist vorbei.