Alle gegen Flöttl-Deals - außer Elsner. | Wien. Hatte die neue Prozesswoche am Montag mit dem Rauswurf einer Schöffin wegen Befangenheit spektakulär begonnen, ging es am Dienstag, dem 36. Verhandlungstag im Bawag-Prozess, vergleichsweise ruhiger - fast schon langweilig - zu. Als Zeuge geladen war Robert Schatzer, laut Eigendarstellung "der zweite von links" in der Bank, sprich: unwichtig. Als ehemaliger Leiter der Bilanzabteilung war Schatzer allerdings nicht ganz so unbedeutend, wie er dies vor Gericht darstellen wollte.
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So erfuhr der Ex-Bilanzchef der Bawag (1995-2001) schon im Herbst 1998 von den ersten Verlusten in den Karibik-Deals mit Wolfgang Flöttl. Auch dass im Jahr 1999 weitere Kredite Flöttls notleidend wurden, wusste Schatzer.
Seiner Ansicht nach wäre es gar nicht nötig gewesen, die Verluste von 1998 (639 Millionen Dollar) durch neue Investments wettzumachen. Einerseits hatte die Bawag laufende Erträge, andererseits waren genügend stille Reserven vorhanden, um die Verluste zu verdauen, so Schatzer. Stattdessen ließ sich die Bawag erneut mit Flöttl ein und dieser erlitt zum zweiten Mal Schiffbruch.
"Flöttl kam mir vor wie ein Vertreter"
Im Anschluss an diese zweiten großen Verluste (Gesamtschaden mehr als eine Milliarde Dollar) flog der Bilanzabteilungsleiter gemeinsam mit seinem direkten Vorstand Johann Zwettler und dem Generalsekretär Peter Nakowitz zu einem Treffen mit Flöttl nach Paris - auch das ein Indiz dafür, dass Schatzer nicht so unwichtig war. In Paris wurden die Weichen gestellt für einen letzten Rettungsversuch: Über die Uni-Bonds sollten mit einem Einsatz von 350 Millionen Dollar innerhalb von sechs Jahren sämtliche Verluste egalisiert werden.
Bei dem Treffen habe Flöttl - "Er ist mir fast vorgekommen wie ein Vertreter, der sein Produkt an den Mann bringen will" - konkrete Pläne für Investments präsentiert. Diese sollten über den Investmentbanker Kaveh Alamouti abgewickelt werden. Dass das Geld schließlich doch wieder bei Flöttl gelandet sei, sei absolut nicht im Interesse der österreichischen Banker gelegen. "Alles andere, nur nicht dorthin", sei die Devise der Bawag-Verhandler gewesen, so Schatzer.
Laut dem Ex-Bilanzchef war die Stimmung im Vorstand den Flöttl-Geschäften gegenüber eher ablehnend. So hätten die Vorstände Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker bei informellen Gesprächen "nicht ganz aktenreife Nebenbemerkungen" über die Engagements gemacht. Schatzer konkretisiert: "So ein Scheiß."
Auch Zwettler sei mit der Fortführung der Geschäfte 1999 nicht glücklich gewesen. "Ihm hat der Zweifel aus der Seele gesprochen." Wieso Zwettler denn nichts dagegen unternommen habe, wollte Richterin Claudia Bandion-Ortner wissen. Da seien wohl 30 Jahre Flöttl Senior (Walter Flöttl, Bawag-Chef bis 1995, Anm.) prägend gewesen, meint Schatzer. In der Bawag habe nur einer das Sagen gehabt, nämlich der Generaldirektor - und der hieß damals Helmut Elsner.