Einzelinteresse verdrängt Grundidee. | Österreich hat seit langem wieder einen Wiener Kongress. Der Eulac-Gipfel bringt scharenweise Staatenlenker nach Wien. Und wie das bei illustren Persönlichkeiten nun einmal ist, strahlt ihr Glanz auch auf Österreich und seine Bevölkerung. Das befriedigt sicher so manches nationale Bedürfnis. Die eigentliche Idee des Gipfels dürfte aber dennoch ins Hintertreffen geraten.
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Fast scheint es, als sei der Gipfel weniger eine interkontinentale Plattform, als vielmehr die Gelegenheit für alle lateinamerikanischen Staatschefs, im Plenum ihre Streitigkeiten auszutragen. Argentinien und Uruguay nutzen die Gunst der Stunde, um mit UN-Generalsekretär Kofi Annan den Konflikt um zwei geplante Papierfabriken auszutragen. Immer wieder aktuell sind die Grenzstreitigkeiten von Peru und Bolivien mit Chile. Und Venezuela, das gerade aus dem Andenpakt ausgetreten ist, wird zwischen Rechtfertigung und Bitten um Wiederbeitritt stehen.
Auch die nationalpopulistischen Ausfälle einzelner lateinamerikanischer Politiker sowie die Verstaatlichung von Erdgas und Erdöl in Bolivien und Venezuela werden einen großen Teil der Agenda einnehmen.
Bei all dieser Zerstrittenheit und der Fokussierung auf einzelne Länder wird es schwierig für die EU, ihrem großen Ziel näher zu kommen: Dem Zusammenschluss mit den lateinamerikanischen Handelsbündnissen, allen voran Mercosur und Andenpakt.