Die voestalpine ist der größte Kunde der ÖBB: 15% des gesamten Güterverkehrsumsatzes macht die Bahn mit dem Stahlkonzern. Der überlegt jetzt weit reichende Konsequenzen: "Wir werden in Zukunft sicher mehr mit eigenen Zügen fahren und auch den Schiffstransport stark ausweiten", kündigt der designierte Vorstandschef Eder einen Strategiewechsel an.
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Man ist verstimmt in Linz: "Wir würden uns auf ÖBB-Seite ein etwas besseres Krisenmanagement wünschen. Hätten wir einen Kunden mit 15 Prozent Umsatzanteil, würden wir das sicher anders machen", so Eder - es gibt nicht einmal einen Ansprechpartner, wird beklagt.
Gezittert wird vor allem um die Hochöfen in Linz und - vor allem - in Donawitz. "In Linz können wir uns per Schiff ein bisschen helfen, in der Steiermark nicht". Zwei Tage seien noch Zeit, dann müsse mit dem Herunterfahren der Hochöfen begonnen werden - kein Erz, keine Kohle. Auch wenn die Hochöfen auf reduzierten Betrieb gestellt werden, werde die Lage spätestens ab Montag "sehr kritisch" - dann ist der Ofen aus. Eine Schadenshöhe wollte Eder nicht beziffern. Er deutete jedoch an, dass das Nieder- und Wiederhochfahren eines Hochofens einen "siebenstelligen Euro-Betrag" koste.
In keinem Land außer in Österreich komme es vor, dass bei einem Eisenbahnerstreik auch die Schieneninfrastruktur bestreikt werde, "nicht einmal in Italien". Dadurch kann sich die voestalpine auch nicht mit einem Notbetrieb durch die über 20 Privatbahnen "rund um Österreich" behelfen.
Der ÖBB-Streik trifft die voestalpine nicht nur bei dem Rohstoffzulieferungen, sondern auch auf der Kundenseite, vor allem bei Just-in-time-Lieferungen. Seit drei Tagen stehen in Linz voll beladene Züge, die nicht abgefertigt werden. "Schon der Überstundenboykott hat dazu geführt, dass uns pro Tag 100 Güterwaggons gefehlt haben", klagen die Voest-Logistiker und glauben, dass es mindestens 14 Tage dauern werde, bis alles wieder läuft.
Die Konsequenzen seien klar: Man prüfe selbstverständlich Schadenersatzforderungen, vor allem aber werde man den eigenen Bahnbetrieb "deutlich" ausweiten. Derzeit erledigt die eigene Lokserv - sechs Lokomotiven und "eine große Zahl an Waggons" - die Kalktransporte von Steyrling nach Linz sowie Erztransporte vom Erzberg nach Linz und Donawitz. "Das sind zehn Prozent unseres Güteraufkommens - das kann man stark steigern".
WKÖ-Hotline für streikgescigte Betriebe; 0800-221 221: