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Der Kaufmann Georg Pfeiffer hat mit der Zielpunkt-Pleite dem Unternehmertum in Österreich einen Bärendienst erwiesen. Die Familie Pfeiffer ist das Gegenteil einer "Heuschrecke", seit 1862 wurde aus Traun heraus ein kleiner, aber feiner Konzern gezimmert. Seriös und mit Augenmaß.
Und nun schickt Georg Pfeiffer in nur drei Wochen die Tochtergesellschaft Zielpunkt in die Pleite, kauft davor deren Gewerbe-Immobilien (damit er an der von ihm ausgelösten Verwertung mitverdienen kann) - und verscherbelt ganz nebenbei das Herzstück der Pfeiffer-Gruppe. Verluste sozialisieren, Arbeitslosigkeit erhöhen und selbst daran verdienen - ein Fressen für Populisten an beiden politischen Enden.
Ob Pfeiffer dies mit Absicht, schlecht beraten oder purer Naivität machte, ist in diesem Zusammenhang belanglos. So was tut man nicht.
Wenn Pfeiffer unternehmerische Verantwortung empfindet, sollte er Geld in die Hand nehmen, um Zielpunkt über die nächsten drei Monate zu bringen. Wie es am Ende Karl-Heinz Essl bei bauMax machte, wenigstens teilweise.
Viel schlimmer als Essl (und sicher Georg Pfeiffer) trifft es aber die fast 3000 Zielpunkt-Mitarbeiter, vor allem Frauen. Sie haben kein Geld, bis auf weiteres gar keines. Und sie stehen vor dem Gang in die Arbeitslosigkeit.
Die Überbrückungs-Finanzierung könnte jene Zeit einräumen, die notwendig ist, um möglichst viele Jobs zu erhalten.
Eines steht fest: In der jetzigen Konstellation (Pfeiffer ist Immobilien-Eigentümer der Filialen, betreibt sie aber nicht mehr) kann eigentlich nur jede Filiale für sich verwertet werden. Das ist jene Variante, die die meisten der 3000 arbeitslos zurücklässt.
Alle Jobs sind nicht zu retten, doch eine bessere Verwertungsmöglichkeit eröffnen jene Handelskonzerne, die mehrere Marken im Rennen haben. In Österreich sind dies Rewe und Spar, egal ob man das mag oder nicht. Daher ist nun die Politik gefragt, kartellrechtliche Bedenken wegzuwischen und eine wirtschaftspolitische Entscheidung zu treffen. Das ist nicht einfach, doch ob Rewe und Spar gemeinsam 65 oder 68 Prozent Marktanteil haben, ist schon wurscht. Doch nur diese beiden haben jene Kraft, möglichst viele Zielpunkt-Jobs zu erhalten.
Wenn allerdings neben persönlicher Gier auch politische Angst zum Zielpunkt wird, schaut es schlecht aus für die 3000 Zielpunkt-Mitarbeiter.