Firmenwert: Bis zu einer Milliarde Euro. | Amag könnte zum Eisbrecher werden. | Wien. Seit gut drei Jahren ist der heimische Markt für Börsengänge tot. Doch dies könnte sich schon bald ändern. Wie am Mittwoch bekannt wurde, zieht es den oberösterreichischen Aluminium-Hersteller Austria Metall AG (Amag) an die Börse. Das in Ranshofen ansässige Unternehmen, einst Teil der "Verstaatlichten", strebt jedenfalls noch für heuer eine Notierung in Wien an.
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Der Börsengang der Amag könnte das Eis brechen und andere Firmen dazu ermutigen, ebenfalls den Sprung aufs Parkett zu wagen. Das zumindest hofft die Wiener Börse. Als ein weiterer heißer Kandidat gilt der steirische Photovoltaik-Spezialist Isovoltaic.
Den letzten Neuzugang in Wien hatte es mit dem Baukonzern Strabag im November 2007 gegeben. In diesem Jahr (quasi am Vorabend der Finanz- und Wirtschaftskrise) waren auch Kapsch TrafficCom, Meinl International Power und Teak Holz an die Börse gebracht worden. Seitdem hat sich jedoch nichts mehr getan - abgesehen von den Börsenplänen der Energie AG Oberösterreich, von Saubermacher und Breitenfeld Edelstahl rund um den Jahreswechsel 2007/08. Diese wurden jedoch wegen des damals schwierigen Börsenumfelds kurzerhand wieder zurückgezogen.
Zurück zur Amag: Über seinen Börsengang will das Traditionsunternehmen die Expansion in Wachstumsregionen wie Osteuropa, China, Indien und Brasilien finanzieren, aber auch Investitionen in den Ausbau der Produktion. 2010 setzte die Amag mit knapp 1200 Mitarbeitern 728 Millionen Euro um. Anders als Mitte der 90er Jahre - damals waren horrende Verluste angefallen - wirtschaftet sie heute profitabel. Im vergangenen Jahr lag der Betriebsgewinn bei 139 Millionen Euro. Den Firmenwert setzen Analysten mit 800 Millionen bis einer Milliarde Euro an.
"Werden genau prüfen"
Für wann die Amag ihren Börsengang in diesem Jahr ins Auge fasst, ist noch unklar. In der Finanzbranche heißt es, dieser Schritt könnte bereits im April erfolgen. Amag-Chef Gerhard Falch, ehemals Vorstand der jetzt zu Siemens gehörenden VA Tech, sagt dazu nur: "In den nächsten Wochen und Monaten werden wir das Börsenumfeld genau prüfen."
Im Zuge des Börsengangs ist geplant, sowohl neue Aktien (via Kapitalerhöhung) als auch alte Aktien aus dem Bestand des Haupteigentümers zu verkaufen. Derzeit gehört die Amag zu 90 Prozent einer Gesellschaft des Frankfurter Finanzinvestors One Equity Partners (OEP) und der Constantia Packaging BV, einer Privatstiftung der Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac. Die restlichen zehn Prozent werden von den Amag-Mitarbeitern gehalten.
In den Besitz der Amag war OEP im Juni 2010 gekommen - und zwar durch die Übernahme des Wiener Verpackungskonzerns Constantia Packaging AG, der seit 1996 an der Alu-Firma prominent beteiligt war. Wie berichtet, hatte die Constantia Packaging BV ihre Mehrheitsanteile an der Packaging AG verkaufen müssen, um in der Immofinanz-Affäre einen hunderte Millionen Euro schweren juristischen Vergleich mit dem Immobilienkonzern zu finanzieren.
Betreut wird der Börsengang der Amag von den Investmentleuten von JP Morgan und BNP Paribas. Sollte er platzen, käme ein Verkauf außerhalb der Börse in Frage. Zuletzt ist der norwegischen Norsk Hydro Interesse nachgesagt worden.